„Die Situation am Arbeitsmarkt wird immer prekärer“

Unterstützung ja, aber zielgerichteter und mit Hausverstand, wünscht sich Innungsmeister der Chemischen Gewerbe, Martin Halbrainer.
Sie sind seit rund 26 Jahren selbstständig und wurden zu Beginn der Coronakrise Landesinnungsmeister der Chemischen Gewerbe Vorarlberg. Wie sehen Sie die Situation am Arbeitsmarkt?
Sie wird immer prekärer. Das Unterstützen der Arbeitslosigkeit ist nicht im Sinne des Arbeitsmarktes und stellt uns vor enorme Herausforderungen. Eine Unterstützung bzw. Förderung sollte jenen zustehen, die arbeitswillig sind, dies aber über einen bestimmten Zeitraum durch ungünstige Umstände nicht wahrnehmen können.
Wie hat Corona die Reinigungsbetriebe beeinflusst?
Die Coronakrise hat wie überall ihre Spuren hinterlassen: Viele unserer Mitgliedsbetriebe erhielten keine bzw. viel zu wenig Hilfe. Da wir aber unter die „Systemerhalter“ gefallen sind, war die größte Herausforderung, mit der Quarantäne und Covid-Regelungen das Gewerk und die Hygienesicherheit im Lande aufrechtzuerhalten. Als geprägt von großen Nachwehen kann ich die Gesamtlage bezeichnen, aber es sind auch neue Chancen entstanden.
Stichwort: Fachkräftemangel. Was tun Sie, um Talente für sich zu gewinnen?
Es ist nicht nur der Fachkräftemangel, der sich substanziell enorm auswirkt. Daher werden wir in der Branche alles daran setzen, die Bandbreite der Berufschancen, Arbeitszeitmodelle, Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten für Quereinsteiger aufzuzeigen.
Was bieten die Unternehmen den Arbeitnehmern?
Unsere Mitgliedsbetriebe sind sehr breit aufgestellt und suchen für verschiedenste Arbeitsplätze Lehrlinge, Jugendliche, MitarbeiterInnen, QuereinsteigerInnen. Die Ausbildungen, Schulungen reichen vom Qualifizierungskurs über Spezialausbildungen, Lehrabschluss bis hin zur Meisterprüfung.
Die Löhne steigen nicht in dem Ausmaß, wie es die Lebenserhaltungskosten tun. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Hier müssen Politik und Sozialpartner das Konglomerat an vorhandenen und alteingesessenen Strategien zur Diskussion stellen, überdenken und anpassen! Im Vordergrund muss die Arbeit stehen, mit der jeder den Lebensunterhalt bestreiten kann.
Welche Tools kommen bei einem Recruiting zum Einsatz?
Wir installieren gerade unsere Recruiting-Plattform auf der Homepage www.chemischesgewerbe.at – mein Herzensprojekt „Dein Job ist überall“.
Eine Idee, zu der ich durch meine Tätigkeit inspiriert wurde und die aufzeigen wird, wo Chancen und Möglichkeiten liegen.
Was sollten zukünftige Mitarbeiter mitbringen?
Aus vielen Gesprächen mit Unternehmern ist eine Begeisterung für das Berufsbild meist der ausschlaggebende Punkt. Ich bin der Meinung, Arbeit wird zur Freude, wenn an erster Stelle Leidenschaft und Bereitschaft zur Kreativität stehen und dies auch im Unternehmen gelebt werden kann.
Inwieweit sollen/können sich Jobsuchende an die Anforderungen des Arbeitsmarktes anpassen?
Gefühlt ist es so, dass viele sich anpassen wollen und die Möglichkeiten am Markt vorhanden sind. Es sprechen aber auch viele von Überforderung durch die enorm schnelle Wandlung der Märkte und Anforderungen. Somit ist es notwendig, die Mitarbeiter ihren Fähigkeiten entsprechend zu unterstützen und zu fördern.
Martin Halbrainer
Landesinnungsmeister der Chemischen Gewerbe Vorarlberg
Jahrgang: 1975
Ausbildung: Meister
Inhaber: Clean Consulting AUSTRIA
Mailadresse: cca@ihre-hygiene.versicherung
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