ÖBB: Krisensicher auf der Karriereschiene starten

Großes Ausbildungsspektrum bei den ÖBB gefällt derzeit über hundert Lehrlingen im Land. Gerhard Tschann über die Ausbildung bei der Bahn.
101 Lehrlinge werden derzeit in der Lehrwerkstätte der ÖBB in Bludenz ausgebildet, gesamt sind es 2000 Auszubildende in Österreich. Das sind enorme Zahlen…
Ja, und nicht nur das: Die ÖBB-Lehrausbildung in Vorarlberg hat Tradition. Seit 1908 wurden zuerst in Feldkirch und jetzt in der neuen LWS in Bludenz Jugendliche ausgebildet.
Wie breit ist das Lernspektrum der Auszubildenden?
Das Lernfeld ist sehr umfangreich, Die Ausbildung erfolgt in der Lehrwerkstätte, aber auch in der ÖBB Vorarlberg. Details würden den Aufzählungsrahmen sprengen.
Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial seitens der Unternehmen, um für Bewerber attraktiv zu sein?
Zentral scheint es mir zu sein, den Lehrling als zukünftigen Mitarbeiter sehen, ihn zu fördern und zu unterstützen, damit er auf Karriere-Möglichkeiten aufbauen kann. Eine Work-Life-Balance sowie geregelte Arbeitszeit sind wichtig. Klare Linien im Beruf, eine faire Behandlung und den Lehrling als wichtigen Teamplayer sehen – darauf sollte der Fokus gelegt werden. Gut zusammengefasst im ÖBB-Ziel: Wir vor ich!

Sie sind seit 1990 Ausbilder und seit 2006 Leiter der ÖBB-Lehrwerkstätte. Wie schwer oder einfach ist es mit den Jugendlichen zusammen zu arbeiten, welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Die Arbeit mit Lehrlingen hat sich geändert, es braucht mehr Sozialkompetenz und Einfühlungsvermögen. Wichtig ist es, dass der Ausbilder authentisch und ehrlich ist.
Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit das Verhältnis Ausbilder/Lehrling harmoniert?
Neben der Fachkompetenz braucht es viel Geduld, Nerven und Feingefühl. Auch die rechtliche Komponente sollte beachtet werden (KJBG). Methodische/didaktische Grundlagen sehe ich ebenfalls als Vorteil an.
Wie bewältigen Sie die Suche nach besonderen Talenten?
Kurz gesagt ist der Ablauf im Bewerbungsprozess folgendermaßen: zwei Tage Schnuppern, Eignungstest, Gesundenuntersuchung – das ist bei einem Verkehrsunternehmen wie den ÖBB Pflicht.
Wie schaffen Sie es, dass High Potentials Ihnen die Treue halten?
Oh, das ist oft schwer und darauf legen wir besonderes Augenmerk! Wir bieten nach der Lehre weitere Bildungsmöglichkeiten, aber leider kann man manchmal Reisende nicht aufhalten. Oft kommen diese aber wieder zurück.
Motivation funktioniert am besten auf emotionaler Ebene, sagen Fachleute…
Ja, vorleben und anerkennen. Mitreden lassen und seine Idee umzusetzen versuchen.
Wie wichtig sind die Lehrlinge für den Betrieb?
Unsere Lehrlinge sind die zukünftigen Mitarbeiter!
Auf was legen Sie als Lehrlingsausbilder besonderen Wert?
Auf Verlässlichkeit, Selbstständigkeit, Ehrlichkeit, Höflichkeit und Teamfähigkeit. An der Motivation sollte es auch nicht fehlen.
Sie sind Ausgezeichneter Lehrbetrieb. Warum sind Sie ein guter Arbeitgeber?
Wir bilden über das Berufsausbildungsgesetz hinaus aus, wir bieten Zusatzunterricht, Förderunterricht, Lehre mit Matura, Auslandsprojekte, beurteilen und bewerten fair und geben den Lehrlingen bei Bedarf auch psychologische Unterstützung.
Gerhard Tschann
Ausbildung: Maschinenschlosser, Schlosser-Meister, Lehrmeister, Diplom-Steuerungstechniker, Werkführer, etc.
Laufbahn: 1984-1988 ÖBB-Lehre in Feldkirch zum Maschinenschlosser, 1988 -1990 ÖBB-Wagenwerkstätte Feldkirch Facharbeiter, 1990 bis 2006 Ausbilder ÖBB-Lehrwerkstätte, ab 2006 Leiter der ÖBB-Lehrwerkstätte Feldkirch und ab 2020 Leiter der LW-Bludenz.
Alter: 53
Familie: verheiratet, 3 Kinder
Hobbys: Radfahren MTB/Rennrad, Skifahren, Skitouren, Joggen, Pilates, Volleyball, Gitarre, Wandern, Google, Wifi-Trainer, „Familie“
www.oebb.at
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