Organisch, lebendig, prall

Kultur / 05.04.2013 • 19:39 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Dass es sich bei Thomas Hoor um einen Maler nach Leibeskräften handelt, wird bei dieser Ausstellung offensichtlich. Foto: AG
Dass es sich bei Thomas Hoor um einen Maler nach Leibeskräften handelt, wird bei dieser Ausstellung offensichtlich. Foto: AG

Vereinigung Kunst: Vorarlberg zeigt Malerei von Thomas Hoor in der Villa Claudia.

Feldkirch. Mit Malerei zum Sattsehen lockt die aktuelle Ausstellung von Kunst.Vorarlberg in der Villa Claudia. Dort zeigt der Bregenzer Künstler Thomas Hoor unter dem Motto „nature is future“ Arbeiten aus den vergangenen Jahren.

Der Titel „nature is future“ sei rasch erklärt, meint Thomas Hoor. Zum einen sei es eine Parodie auf „War is over“ von John Lennon und Yoko Ono, und andererseits ginge es bei ihm ja immer und das Organische und um das Lebendige. Und um den Moment, und um die Malerei, möchte man hinzufügen. Denn dass da einer am Werk ist, der seine Kunst derart obsessiv und exzessiv betreibt, quasi ein Maler nach Leibeskräften, das wird in dieser Ausstellung offensichtlich. Gegenständlich, naturalistisch angelegt, mit expressiv peitschenden Pinselstrichen, pastos, manchmal auch fotorealistisch auf die Leinwand gebannt, tummeln sich Menschen und Tiere auf den Bildern, seltener auch Pflanzen, oder gar ein Fernsehsessel. Motive, die sich in der Ausstellung gegenseitig provozieren. Doch der Blick auf das braun-beige Interieur mit Sessel verheißt kein behagliches Wohnzimmer, sondern vielmehr einen Logenplatz in Sachen Krieg („Living with war“), während die Sprechblase über der Rückenansicht eines Aktes verkündet: „Go home read a book“. Wie man einen Akt mit Humor zusammenbringt und unfreiwillige Komik im Bild thematisiert, ohne dass es peinlich wird, das weiß Thomas Hoor. Der sucht und findet seine Motive in den Ausschnitten aus Zeitungen und Magazinen, die er kistenweise sammelt.

Schwer und leicht

Es sind die kleinen Absonderlichkeiten unseres medial bestimmten Alltags, der ganz normale Wahnsinn, der uns täglich als Bilderflut überkommt, auf die der Maler „anspringt“, um sie dann im Bild, bevorzugt in seinem Standardformat von 60 x 80 Zentimetern, zu bewältigen. Von Pussy Riot bis zum eislaufenden Entenpaar. Nicht zu trennen vom Gemälde sind die Bildtitel. Manchmal fast schon kleine Texte, führen sie mitten hinein in das pralle Eigenleben der Bilder und in die Geschichten, die Thomas Hoor in seiner Malerei anreißt. So entstehen Erzählungen voller Schwere und Leichtigkeit, voll Schmerz und übermütiger Freude, verhaftet im Augenblick, angesiedelt im Jetzt. Manchmal lässt uns der Künstler einfach mitschmunzeln über den Lauf der Dinge, den er in seiner Malerei konstatiert, ohne eingreifen zu wollen. Manchmal sind es einfach die harten Fakten, mit denen er konfrontiert. In den Spiegel, den uns Thomas Hoor vorhält, hintersinnig, humorvoll, staunend und selbstironisch, schauen wir immer wieder gerne. Die von Albrecht Zauner kuratierte Ausstellung bietet dazu ausgiebig Gelegenheit.

Zur Person

Thomas Hoor

Geboren: 1968 in Hohenems

Ausbildung: Sommerakademie Salzburg, Akademie der bildenden Künste in Wien

Laufbahn: Ausstellungen u. a. in Bregenz, Feldkirch, Wien, St. Gallen

Wohnort: Bregenz

Die Ausstellung ist bis 5. Mai, Fr, 16 bis 18 Uhr, Sa, 15 bis 18 Uhr, So, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr in der Villa Claudia in Feldkirch (Bahnhofstraße 6) zu sehen