Mit Sound bildhauern

Kultur / 12.07.2013 • 19:22 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Ausgewählt von Kurator Harald Gfader präsentiert der gebürtige Bludenzer Karl Salzmann dieses Mal seine Klangkunst auf der Art Bodensee. Foto: Art Bodensee
Ausgewählt von Kurator Harald Gfader präsentiert der gebürtige Bludenzer Karl Salzmann dieses Mal seine Klangkunst auf der Art Bodensee. Foto: Art Bodensee

Der Klangkünstler
Karl Salzmann gibt auf der Art Bodensee sein Debüt.

Dornbirn. Weit mehr Kunst als nur diejenige zum Kaufen bietet aktuell die Art Bodensee: Während die Sonderausstellung die Art Bodensee Collection in Dialog mit den Museen der Region stellt, gibt der aus Vorarlberg stammende Klangkünstler Karl Salzmann als „Rookie“ an der Sommerkunstmesse sein Debüt im Ländle. Mit den Augen hören oder mit den Ohren sehen? Für die an der Schnittstelle von bildender Kunst und Musik angesiedelte experimentelle Kunst von Karl Salzmann mag beides gelten. Aufgetan hat den 1979 geborenen, in Wien lebenden und international tätigen Salzmann der Feldkircher Künstler Harald Gfader, der zum bereits sechsten Mal den künstlerischen Newcomer der Art Bodensee bestellt und mit dem „Ohrenschauer“ (Gfader) einmal mehr ein starkes, pointiertes Statement liefert.

„Kunst der Geräusche“

Klang- und Installationskünstler Karl Salzmann, der bei Ruth Schnell Medienkunst studiert und auch einige Semester Elektroakustik intus hat, sieht sich, einerseits theoriebehaftet und andererseits haptisch orientiert, ganz in der Tradition einer „Kunst der Geräusche“, wie sie bereits die Surrealisten proklamiert haben. Beispielhaft demonstriert wird dies in der metaphorischen Arbeit „Ansprache“, in der ein Schleifkopf an einem Mikrofon schubbert.

Ein Raum voller Fragen

Das zerstörerische Geräusch täuscht nicht, auch die Arbeit zerstört sich im Laufe der Zeit. Ansonsten sei es ihm wichtig, über den Klang hinaus etwas zum Angreifen zu haben, eine Form, meint Salzmann, als „Bildhauer, der mit Sound arbeitet“. Ein Bekenntnis zur Bildhauerei liefert auch seine Arbeit „No Comment“, als eine Kollaboration mit Philipp Friedrich. Aus acht im Rund aufgestellten Satellitenschüsseln und Lautsprechern schallt dem Besucher ein Stimmengewusel entgegen. Positioniert man sich genau vor eine der schwarzen Schüsseln, fokussiert sich der Klang und ein Schwall von Fragen prasselt auf den Hörer/Seher ein. In Realzeit stellen sich ihm Fragen, von skurril bis alltäglich, die weltweit am häufigsten bei Google eingegeben werden. Der Raum voller (unbeantworteter) Fragen, den die Arbeit formt, wird zum aktuellen Bild und zum Spiegel der gegenwärtigen Gesellschaft.

Auf kleinem Raum

Acht Museen der Region, von Appenzell über Bregenz und Friedrichshafen bis nach Chur, nehmen an der Sonderschau „Gesammelt: Die Art Bodensee Collection im Dialog“ teil. Damit wird ein Auszug aus der insgesamt rund 120 Arbeiten umfassenden Sammlung, die zwischen 2008 und 2010 auf der Messe angekauft und seither ausgesetzt wurde und für die laut Projektleiterin Isabella Marte an einem neuen Konzept gearbeitet wird, wieder für kurze Zeit öffentlich gemacht.

In Kombination mit den Werken von Rainer Ganahl, aus dem Kunsthaus Bregenz, oder den grandiosen Zeichnungen von Silvia Bächli aus dem Kunstmuseum St. Gallen, entstehen nicht nur spannende Gegenüberstellungen, auch die Sammel- und Ausstellungstätigkeit der jeweiligen Häuser spiegelt sich in diesem Format ebenso programmatisch wie unterhaltsam aufbereitet auf kleinem Raum wider.

Zur Person

Karl Salzmann

Klang- und Installationskünstler

Geboren: 1979 in Bludenz

Wohnort: Wien

Ausbildung: Studium Digitale Kunst an der Universität für angewandte Kunst und Lehrgang für Computermusik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien

Ausstellungen und Performances: u.a. 2009: Alias in Wonderland im Museumsquartier in Wien, 2010: EXPO Austrian Pavillon in Shanghai, 2011: Soundframe Festival in Wien

Stipendien: Startstipendium BMUKK und Förderstipendium der Universität für angewandte Kunst

Die Art Bodensee ist bis Sonntag, 14. Juli geöffnet, Sa, 13 bis 19 Uhr, So, 11 bis 18 Uhr