„Von nun an zählen wir sicher genau“

Die Besucherzahlen in den Vorarlberger Kulturhäusern lassen einige Fragen offen.
Bregenz. Seit 21. Juni dieses Jahres ist das neue Vorarlberg Museum geöffnet. Das Gebäude am Bregenzer Kornmarkt kam auf die Titelseiten renommierter Architekturzeitschriften. Die Zahl der Besucher geht in die Tausende. Die kolportierten über 20.000 wollte Werner Döring, Geschäftsführer der Kulturhäuser Betriebsgesellschaft (Kuges), gestern nicht dementieren, ohne erneuten, konkreten Blick in die statistischen Aufzeichnungen aber auch nicht bestätigen. Man hat inzwischen einige unliebsame Erfahrungen gemacht.
Aufgefallen ist die Sachlage, nachdem Döring und Museumsdirektor Andreas Rudigier angaben, im großen neuen Haus mit 30.000 bis 40.000 Besuchern im nächsten Jahr zufrieden zu sein. Angesichts der Tatsache, dass man mit Ausstellungen des alten, viel kleineren Betriebes schon über 50.000 Besucher anlockte, nimmt sich das bescheiden aus.
Jene über 50.000 Besucher im Jahr 2007 sind es nun allerdings auch, die die Kulturhäuser Betriebsgesellschaft in ein ungünstiges Licht rücken.
Protokolle geben Aufschluss
Zum 200. Todestag der Malerin Angelika Kauffmann hatte das Landesmuseum damals unter Direktor Tobias Natter eine Ausstellung an zwei Orten, nämlich in Bregenz und in Schwarzenberg, ausgerichtet. In verschiedenen Medien und Agenturberichten ist von bis zu rund 70.000 Besuchern die Rede. Ein Protokoll des Freundesvereins des Kauffmann-Museums in Schwarzenberg gibt Aufschluss, berichtet der stellvertretende Obmann und damalige Bürgermeister Armin Berchtold doch von 59.963 Besuchern in Bregenz und 23.427 Besuchern in Schwarzenberg. 20 Prozent dieser Kunstinteressierten hatten die Ausstellung an beiden Orten gesehen, was die Zahl der Eintritte in Bregenz aber auch nicht schmälert.
Nachdem die erwähnte Zahl in Schwarzenberg immer noch, das heißt, auch heute noch exakt eruierbar und auch von besonderer Wichtigkeit ist, weil die Bregenzerwälder Gemeinde damals etwaige Kosten mit dem Land gegenverrechnet hat, müsste man davon ausgehen können, dass sich der Bürgermeister auch in Bezug auf Bregenz nicht geirrt hat. Der jüngste Prüfbericht des Landesrechnungshofs für das Jahr 2007 weist allerdings nur noch 41.171 Eintritte in Bregenz auf. Auf derselben Seite dieses Berichts ist zu lesen, dass die Angaben in den Quartalsberichten der Gesellschaft und in internen Aufzeichnungen des Museums oder in den Unterlagen der Statistik Austria erhebliche Schwankungen aufweisen. Dabei ginge es zum Teil um bis zu 14.000 Besucher pro Jahr.
Für Werner Döring, der erst später zum Geschäftsführer der Kuges ernannt wurde, gilt vorerst das, was im Rechnungshofbericht steht. Sollte das Vorarlberg Museum in Zukunft Teile von Ausstellungen an anderen Orten als Bregenz realisieren, würde er die dortigen Zahlen aber in der Statistik berücksichtigen. Für die nachträgliche Schmälerung des Erfolgs eines Unternehmens der Kulturhäuser Betriebsgesellschaft habe er auch keine Erklärung. Auch keine für etwaige Ungenauigkeiten. Döring: „Ich kann nur für die Zukunft mehr Qualität in die Leistungskennzahlen der Unternehmen bringen. Sie können sicher sein, von nun an zählen wir sicher genau.“
Interessantes Datenblatt
Interessant ist der Blick in ein internes Datenblatt des Unternehmens Kuges. Die Einnahmen aus Eintritten und Publikationen im Jahr 2007 betrugen demnach 300.000 Euro. Selbst wenn man also sehr viele Kataloge verkauft hat, ist die Besucherzahl von rund 41.000 fragwürdig, denn im Hinblick auf Gratistickets für Schüler, Familientickets etc. ist der Betrag höchstens mit der Hälfte des Eintritts (der damals rund 7 Euro ausmachte) zu dividieren. Viel Zahlenklauberei angesichts der Tatsache, dass ein Museum nicht nur mit Rekorden zu glänzen hat.
Auch das reduzierte Maß im neuen Haus nicht toppen zu wollen, dabei bleibt Döring, die Statistiken sollen so meint er – und das gilt auch für das Kunsthaus und das Landestheater –, in Zukunft aber einwandfrei sein.
Ich kann nur für die Zukunft mehr Qualität in die Leistungskennzahlen der Unternehmen bringen.
Werner Döring, Kuges

Das Vorarlberg Museum ist bis 18. August, Mo bis So, 10 bis 20 Uhr geöffnet, danach Di bis So, 10 bis 18 Uhr und Do bis 21 Uhr. Das Kunsthaus Bregenz ist bis 1. September, täglich 10 bis 20 Uhr geöffnet, danach Di bis So, 10 bis 18 Uhr, Do bis 21 Uhr