Einmal nicht reißerisch

Kultur / 15.11.2013 • 18:19 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Jackie mit den Kindern bei der Beerdigung Kennedys. Foto: AP

Jackie mit den Kindern bei der Beerdigung Kennedys. Foto: AP

Kennedys Ermordung –ein Staatsverbrechen? Für Mathias Bröckers besteht kein Zweifel.

sachbuch. (VN-ht) Der Politikwissenschafter und Autor beschränkt sich in seinem Buch „JFK. Staatsstreich in Amerika“ aber nicht nur auf Recherchen über die tödlichen Schüsse in Dallas, die sich am 22. November zum 50. Mal jähren. Die Geschichte beginnt mit dem Aufstieg der Kennedys seit der Einwanderung des irischen Patrick Kennedy 1849, zu der die Mafiakontakte beitrugen.

Als Präsident wandelte sich John F. Kennedy vom Saulus zum Paulus, indem er die CIA bei ihrer missglückten Kuba-Invasion im Regen stehen ließ und mit Chruschtschow, ohne die Generalität einzubeziehen, die wiederum mit der Waffenindustrie unter einer Decke steckte, die Kubakrise beendete. JFK legte sich auch mit den Rassisten in den Südstaaten an und widersetzte sich Kriegsgelüsten in Vietnam. Seine ernsten Friedensabsichten erschienen also vielen Interessengruppen als geschäftsschädigend.

Funktionierende Täuschung

Wer letztlich die Schüsse auf ihn abgab, ist bis heute nicht geklärt. Sicher ist nur, dass es nie und nimmer der „Sündenbock“ Lee Harvey Oswald war. Die damals eingesetzte Kommission jedoch tat alles, um diese Alleintäterannahme zu untermauern, unterschlug Beweismaterial und ließ es verschwinden. Bröckers beschreibt, wie die CIA das Wort „Verschwörungstheorie“ in seiner Bedeutung abwertete, indem sie Tätertheorien in die Welt setzte, um jeden, der Zweifel an der offiziellen Version äußerte, lächerlich machen zu können – eine bis heute funktionierende Technik. Noch immer werden erhobene Fakten nicht herausgerückt – waren doch dieselben Täter bei der Ermordung Robert Kennedys und Martin Luther Kings am Werk. Trotzdem forschte Bröckers eine Fülle von Fakten und Protokollen aus, die selbst bei vorsichtigster Interpretation den Schluss zulassen, dass es sich bei dieser Mordserie um „Staatsverbrechen gegen die Demokratie“ handelt.

Die Welt befinde sich seitdem im permanenten Zustand des Kalten Krieges, befindet der Autor. Die jüngsten Enthüllungen über die NSA-Aktivitäten bestärken diesen Eindruck. Deprimierend und spannend bis zur letzten Seite! Anmerkungen, ein umfassendes Glossar, komplette Literaturangabe und ein präzises Register unterscheiden dieses Buch von reißerischen Werken ähnlichen Inhalts.

Mathias Bröckers: „JFK. Staatsstreich in Amerika“, Westendverlag, 288 Seiten