Mit enormer Wandlungsfähigkeit gegen jegliches Pathos angespielt

Honeck zeigt einen klugen Mozart-Zugriff, und eine Churerin überrascht im „Jedermann“.
Salzburg. Mit der konzertanten Aufführung der Oper „Jeanne d’Arc“ von Walter Braunfels (entstanden zwischen 1939 und 1943) im Rahmen der letztjährigen Salzburger Festspiele konnte Manfred Honeck einen enormen Erfolg verbuchen. Der bekannte, aus Vorarlberg stammende Dirigent (der unter anderem als Chef des Pittsburgh Symphony Orchestra hohe Anerkennung erfährt) ist heuer in die sogenannte Ouverture spirituelle eingebunden, in deren Rahmen mit geistlicher Musik ein Bogen von Europa bis Asien gespannt wird. Sufi-Musik erklingt dabei ebenfalls wie Haydns „Schöpfung“ oder Mozarts Messe in C-Dur, KV 317. Diese „Krönungsmesse“ stand im Mittelpunkt von zwei Konzerten am Samstag und Sonntag, in denen unter Manfred Honeck zudem die Symphonie in D-Dur, KV 504 (die „Prager“) und das Regina coeli in C-Dur, KV 108, im Großen Saal des Mozarteums auf dem Programm standen.
Im dramaturgisch klug konzipierten Konzert erlebte das Publikum somit eine kompakte „Prager“, in der Honeck die Motive bzw. Anklänge an die großen Opern des Komponisten in nachvollziehbar zügigem Tempo spannungsreich durchschritt. Dass Eva Liebau ihr Engagement für die Uraufführung der Oper „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von HK Gruber nicht etwa aufgrund einer Indisponiertheit zurücklegte, davon konnte man sich im Anschluss im „Regina coeli“ überzeugen. Die Vokalbesetzung für die „Krönungsmesse“ mit Liebau, Judith Schmid, Mauro Peter, Thomas E. Bauer und dem Salzburger Bachchor ließ ebenfalls keine Wünsche offen, die Exaktheit Honecks hatte das Mozarteumorchester allerdings zumindest am Samstag noch nicht zu einer entsprechenden Klangäußerung inspiriert.
Jedermann tanzt
Dass sich das Regieteam Brian Mertes und Julian Crouch von etwaig belastenden Traditionen befreien konnte, stand bereits bei ihrer „Jedermann“-Neuauflage im letzten Jahr fest, der Reigen mit Puppenspiel, viel Live-Musik und Tanz wirkte nun bei der Saisonpremiere Samstagnacht nicht nur verfeinert, sondern auch abgerundet. Neben theatralischen Elementen kommen emotionale Szenen zum Tragen, die das Pathos beinahe vollends vom Domplatz eliminieren. Und das mag etwas heißen. Nachdem Cornelius Obonya die Not des Jedermann, dem die letzte Stunde geschlagen hat, greifbar vergegenwärtigt, sieht man ihm einiges Stolpern im raschen Wechsel von Spielhandlung und Tanz nach. Brigitte Hobmeier (Buhlschaft) kreiert eine furiose Auseinandersetzung mit Erwartungshaltung und selbstbewusster Präsenz. Jedermanns Personal reizt das Tragikomische exakt bis an die Grenze der Derbheit aus. Während sich Hans Peter Hallwachs (Glaube) sprachlich beinahe selbst aus dem Lauf der Dinge ausgeklammert, in dem der Tod einen Aspekt darstellt, zeigt die aus Chur stammende Sarah Viktora Frick (Werke) bereichernde Wandlungsfähigkeit.

Die offizielle Eröffnung der Salzburger Festspiele erfolgt am
27. Juli. Sie dauern bis Ende August.