Deutscher Buchpreis für den DDR-Aussteigerroman
Lutz Seiler gewinnt mit „Kruso“, einer vor dem Mauerfall auf Hiddensee angesiedelten Robinsonade.
Frankfurt/Main. Nach dem Prozedere der Oscar-Verleihung (und damit der Literatur nicht gerecht werdend) wurde gestern Abend bekanntgegeben, wer heuer den mit 25.000 Euro dotierten Deutschen Buchpreis erhält. Poetisch und sinnlich beschreibe der Autor darin den Sommer des Jahres 1989 auf Hiddensee, begründete die Jury ihre Wahl Montagabend in Frankfurt. Mit dem Preis wird der beste Roman des Jahres in deutscher Sprache geehrt. Auf der Shortlist für das Finale standen sechs Romane. Der Deutsche Buchpreis, den der Dachverband der deutschen Buchbranche seit zehn Jahren verleiht, gilt inzwischen als wichtigste Auszeichnung der Branche. Seiler erhält als Preisträger 25.000 Euro.
Hiddensee sei damals ein Ort für Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher und angehende DDR-Flüchtlinge gewesen, erklärte die Jury. Daraus habe Seiler eine packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar gemacht.
Der 51-jährige Seiler ist vielfach ausgezeichneter Lyriker, „Kruso“ aber ist sein Debütroman. Der gebürtige Thüringer Seiler machte in der DDR eine Lehre als Baufacharbeiter, bevor er wie sein Romanheld Germanistik studierte. Seiler lebt heute in der Nähe von Berlin und Stockholm.
Die siebenköpfige Jury sichtete insgesamt 176 Titel, die im vergangenen Jahr erschienen sind. Im August wurde eine Longlist veröffentlicht (auf der sich auch der Roman „Zwei Herren am Strand“ von Michael Köhlmeier befand), die dann Anfang September auf die sechs Titel fürs Finale reduziert wurde.
Shortlist
» Thomas Hettche: Pfaueninsel
» Angelika Klüssendorf: April
» Gertrud Leutenegger: Panischer Frühling
» Thomas Melle: 3000 Euro
» Lutz Seiler: Kruso
» Heinrich Steinfest: Der Allesforscher