CD-Tipps. Von Fritz Jurmann

Kultur / 08.01.2015 • 20:59 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

KÜNSTLER: Wiener Philharmoniker, Dirigent Zubin Mehta

ALBUM: Neujahrskonzert 2015

LABEL: SONY Classical

Ein Neujahrskonzert wie gewohnt in exzellenter Qualität, die Musik der Sträuße in bewährtem Schwung und geradezu brüderlich augenzwinkerndem Einvernehmen zwischen den Philharmonikern und dem ihnen seit Jahrzehnten eng verbundenen Zubin Mehta (78). Als Musterbeispiel mag der Walzer „Dorfschwalben aus Österreich“ von Bruder Josef gelten, fein gesponnen in seiner delikat erahnten Naturhaftigkeit mit den beiden jubilierenden Klarinetten, dem Piccolo in Frauenhand und den Harfen-Arpeggien über sattem Streicherwald. Dieselbe Liebe und Sorgfalt verwendet der Dirigent bei seinem fünften Neujahrseinsatz auch auf so wenig Bekanntes wie Johanns Walzer „An der Elbe“, mit dem man der glatten Strauß-Routine im Programm zu entkommen suchte. Und nimmt schließlich als bekennender Pazifist den kriegerischen „Radetzkymarsch“ mit aufgeteilten Mitklatschern im Publikum so wenig ernst, dass daraus fast eine Lachnummer wird.

KÜNSTLER: Concerto Stella Matutina, Leitung Wolfram Schurig

ALBUM: Telemann

LABEL: fra bernardo

Das Konzert vom Juni 2014 in Götzis, mit dem man den lange verkannten Barockmeister Georg Philipp Telemann ins Bewusstsein rücken wollte, ist als Sternstunde in die Geschichte des 2005 gegründeten, mittlerweile international gefragten heimischen Barockorchesters „Concerto Stella Matutina“ eingegangen. Der Livemitschnitt dokumentiert in hervorragender musikalischer und technischer Qualität die Arbeit dieses Ensembles, das jugendliche Frische und Engagement für die Belange der Alten Musik mit der langjährigen Erfahrung seiner Mitglieder in renommierten Barockensembles Europas verbindet. Prägende Figur als brillanter Blockflöten-Spezialist und swingender „Musikmeister“ des von ihm mitbegründeten CSM ist der Feldkircher Wolfram Schurig, in faszinierender Duplizität auch als Komponist zeitgenössischer Musik unterwegs. In weiteren solistischen Aufgaben bewährt sich die Götzner Fagottistin Barbara Meditz.

KÜNSTLER: Vilos Trio

ALBUM: Klaviertrios von Johanna Doderer

LABEL: Capriccio

2002 erhielt die Bregenzerin Johanna Doderer (45) für ihr erstes Klaviertrio den Feldkircher Kulturpreis. 2008 wurde ihre Oper „Strom“ für das Feldkirch Festival angekündigt und wieder eliminiert. Mittlerweile hat die Komponistin andernorts die ihr gebührenden Erfolge eingefahren, etwa kürzlich in Wien als zweite Frau mit der Verleihung des Ernst-Krenek-Preises. Ihre aktuelle CD zeigt, dass dem ersten Klaviertrio drei weitere folgten, das letzte 2013. Inspiriert von ihrem Lehrer Gerold Amann, sind sie meist der Natur abgelauscht – beim Klettern, wo ihr Atem zu Musik wird, fein gesponnen, voll zarter Poesie, oft aber auch rhythmisch prägnant und atemlos, versehen mit einem Programm oder Widmungen an Mahler oder Haydn. Das litauische Vilos Trio verwendet auf die Wiedergabe dieser Stücke alle gebotene Sorgfalt und Zuwendung.

KÜNSTLER: Steps to heaven

ALBUM: Hymlisch

BEZUG: franz.kabelka@vol.at

In der Zeit unseres Genderwahnsinns mit der neu entfachten Töchter-Debatte im Text der Bundeshymne liegt eine Hymnen-CD im Trend. Die 1984 gegründete heimische Kultband „Steps to Heaven“ hat sich zwar nicht von der Bundeshymne, aber von den neun Landeshymnen zu sehr eigenen und eigenwilligen Arrangements anregen lassen. Das ist vor allem im Falle Vorarlbergs ein besonderes Hörvergnügen, wo köstliche Parallelen zwischen Schmutzers „Ländle“ und Schuberts „Winterreise“ aufgezeigt werden. Hier wie bei den anderen Beispielen wird das Original durch die Kantorei Rankweil unter Monika Soltesz recht ungeschönt vorgesungen, dann lassen die von Autor und Saxophonist Franz Kabelka angeführten Musiker ihrer Inspiration freien Lauf. Das ist, wie von dieser Band nicht anders zu erwarten, gute, „handgemachte“ Musik voll origineller Einfälle und augenzwinkernder Anspielungen – einfach „hymlisch“.

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