Eine “höchst” aktuelle Thematik

Elke Maria Riedmann führt beim neuen Stück des Theaters Höchst Grenzenlos Regie.
Höchst. Die Theatergruppe Höchst Grenzenlos feierte am Wochenende mit dem Stück „Die Erbschaft“ Österreich-Premiere im Pfarrsaal in Höchst. Die Geschichte um die Erben des letzten Lords aus England, der bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen ist, behandelt ein brisantes und aktuelles Thema mit viel Humor. Die bekannte Vorarlberger Clownfrau und Schauspielerin Elke Maria Riedmann setzte sich für die Produktion 2015 wieder in den Regiesessel.
Sie führen bereits das zweite Mal Regie für die Theatergruppe Höchst. Wie ist die Zusammenarbeit entstanden?
Riedmann: Das ist eine lustige Geschichte. Ich habe vor Kurzem in Hohenems bei einem Dialektabend mitgewirkt. Arthur Blum vom Theater Grenzenlos hat mich in der Zeitung gesehen und mich direkt gefragt, ob ich Regie führen möchte. Diese Produktion ist die Sechste, die das Theater mit einem professionellen Regisseur auf die Beine stellt. Ich habe die Schauspieler erst letztes Jahr kennengelernt und ich musste quasi bei Null beginnen. Aber ich habe schnell gemerkt, welch große Fortschritte sie innerhalb eines Jahres gemacht haben. Das ist wunderbar für mich als Regisseurin.
Was war für Sie die größte Herausforderung als Regisseurin?
Riedmann: Die größte Herausforderung liegt sicherlich darin, mit Amateuren zu arbeiten und abzuwägen, wie viel man von ihnen verlangen kann. Das Schauspielern ist ihr Hobby und dafür opfern sie ihre Freizeit. Ich versuche sie daher so gut wie möglich zu unterstützen. Gleichzeitig muss ich natürlich auch etwas fordern. Zwei Schauspielerinnen stehen in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Bühne. Andere wiederum machen das schon seit vielen Jahren. Aber die Zusammenarbeit funktioniert wunderbar. Als Regisseur sollte man respektvoll und nachsichtig mit den Schauspielern umgehen, das ist mein Credo.
Wie der Titel bereits verrät, behandelt das Stück „Die Erbschaft“ ein ziemlich aktuelles Thema. Wie war Ihre Herangehensweise an das Stück?
Riedmann: Wir haben lange überlegt, welches Thema wir aufgreifen. Die Theatergruppe Höchst Grenzenlos hat schon vor knapp zehn Jahren ein Stück des Autors Hans Christian Lange aufgeführt. Herr Lange war bei der Premiere selbst zu Gast. Er bedankte sich für die tolle Aufführung, indem er eines seiner neuen Theaterstücke als Geschenk mitbrachte. Das war „Die Erbschaft“. Lange blieb es in der Schublade liegen. Als ich es gelesen habe, wusste ich, dass wir es aufführen müssen. Das Thema ist, vor allem auch durch die Testamentsaffäre, sehr aktuell. Alle waren sofort begeistert.
Wie weit dürfen Ihrer Meinung nach Humor und Satire gehen?
Riedmann: Bei mir darf Humor sehr weit gehen (lacht). In diesem Theaterstück mussten wir aber auch nicht aufpassen, dass wir eine gewisse Grenze überschreiten. Dieses Stück behandelt das Thema Erben auf witzige Art und Weise. Da wird niemand satirisch beleidigt. Es gibt natürlich viele Theaterstücken mit politisch brisanten Themen, wo man etwas vorsichtig sein muss. Aber das ist in unserem Fall nicht gegeben. Wobei ich immer noch der Meinung bin, man soll sich über alles lustig machen dürfen.
Momentan stehen Sie auch selbst im Theater Kosmos auf der Bühne. Was bevorzugen Sie: Schauspiel oder Regie?
Riedmann: Schwierige Frage. Es ist beides total aufregend, weil es eine Abwechslung in mein Leben bringt. Als Schauspielerin habe ich mehr Erfahrung, aber auch das Regieführen hat spannende Seiten.
Welche berufliche Richtung hätten Sie eingeschlagen, wenn sie nicht Schauspielerin und Clownfrau geworden wären?
Riedmann: Ich hätte mich wahrscheinlich im sozialen Bereich oder im Bereich der Flüchtlingshilfe orientiert. Mit 21 war ich bereits in Afrika und habe in einer Schule für Blinde gearbeitet. Darüber hinaus habe ich in einem Projekt in Nicaragua mitgewirkt, was mir sehr gut gefallen hat.
Zur Person
Elke Maria Riedmann
Schauspielerin, Clownfrau und Regisseurin
Geboren: 18. Jänner 1963 in Dornbirn
Laufbahn: gelernte Sonderkindergartenpädagogin, Theaterausbildung in Paris bei Jacques Lecoq, Clownerie-Workshops, Solostücke, seit 20 Jahren bei den Cliniclowns
Termine „Die Erbschaft“: 21., 22. (Benefiz-Vorstellung), 27. und 28 Februar, jeweils um 20 Uhr im Pfarrzentrum in Höchst.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.