Korrektur der Kulturlandschaft
Nach Phasen der Desillusionierung – auch der deutsche Kulturmanager Ulrich Fuchs bemüßigte sich bei seinem erst später schärfer werdenden Blick von außen auf die Vorarlberger Kulturlandschaft beliebig austauschbare Szenerien bürgerlicher Biederkeit anzuführen -, nach Langeweile – Juliane Alton, Geschäftsführerin der IG Kultur, bediente die längst hinfällige Unterscheidung zwischen Reproduktionskultur und zeitgenössischem Musikschaffen und will kein öffentliches Geld für die Auseinandersetzung mit bekannten Opernstoffen aufgewendet haben -, nach Amüsement, nach Information – Filmemacher Ulrich Herburger deckte die verdeckte Förderung des ORF auf – und nach einiger Anregung, stellte sich für manchen Besucher der gestrigen Kulturenquete die Sorge ein, dass eines passiert: dass man nämlich zur Schlussfolgerung gelangt, dass es wichtig war, dass diese Kulturenquete überhaupt stattfand.
Wer keine Antworten auf seine Fragen bekam, dürfte nämlich versucht sein, sich damit zu trösten. Derart viele bezeihungsweise so ziemlich alle maßgeblichen Kulturveranstalter, Kulturschaffenden, Künstler und Kunstvermittler aus einem Bundesland einen Tag lang an einem Ort zusammenzuführen und für regen Austausch zu sorgen, das ist ja schon einmal etwas.
Stimmt. Genau so gut ist es aber auch nichts. Wie sich Menschen, denen es nicht um die eigenen Interessen geht, Gehör verschaffen, wenn sie die Akteure in Politik und Verwaltung an gemachte Zusagen erinnern wollen, steht nämlich nicht fest. Die Förderungsmechanismen grundsätzlich und die Besetzung der Kunstkommissionen hinsichtlich ihrer Transparenz zu überdenken – das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Kulturlandesrat Christian Bernhard hat bereits darauf hingewiesen.
Optimisten gehen davon aus, dass die ersten Schritte in der jetzigen Besetzung der Regierung erfolgen. Skeptiker könnten auch meinen, dass gerade die Funktion des Kulturlandesrates in letztes Zeit fast so etwas wie ein Durchlaufposten war, dass also jemand kommt, der die Enquete bald als Relikt aus der Vergangenheit betrachtet.
Ach ja, und dann gibt es da noch den Rat zur Bewerbung Vorarlbergs mit der Bodenseeregion als Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2024. Und sei es nur, um die Konzept- und Ideenfindung als ein Korrektiv bei Entscheidungen zur Weiterentwicklung der Kulturlandschaft einzusetzen.
Vielleicht wird den teilnehmenden Akteuren dann bewusst, dass bei der Kulturenquete des Landes am 26. Februar 2015 einige wichtige Themen doch unter den Tisch gefallen sind. Bevor die Verteilung der Gelder neu geordnet wird, gilt es nämlich die Produktionsbedingungen zu verbessern. Hier sind gesetzliche Maßnahmen erforderlich. Beispielsweise hinsichtlich der privaten Kunstfinanzierung. Der Bund muss an den Tisch geholt werden. Dessen Vertreter auf die nicht nachvollziehbare Hakenschlagerei bei der Förderung definitiv mit Zahlen anzusprechen, hat man leider ebenso versäumt wie die Besetzung der Diskussionspodien mit Vertretern aus der Migrantenszene.
Wie sich Menschen Gehör verschaffen, wenn sie die Akteure in Politik und Verwaltung an die gemachten Zusagen erinnern wollen, steht nämlich nicht fest.
christa.dietrich@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-225
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