Kluge tricksen Böse aus und haben Spaß dabei

Das Festival Homunculus ist schließlich nicht nur pädagogisch wertvoll.
Hohenems. Kommt ein Wolf in den Hühnerstall, schleimt sich bei der Henne als Suppenkoch ein und kriegt dann doch kein Fleisch zwischen die Zähne. So oder so ähnlich lässt sich das Stück „Steinsuppe“ paraphrasieren, das das deutsche Ensemble Theater Zitadelle für Menschen ab sechs Jahren konzipiert und nun erstmals in Österreich aufgeführt hat. Im allgemeinen Überlebenskampf rüstet sich das erwähnte Huhn zwar mit etwas wenig Argwohn, um nicht im Suppentopf und anschließend im Magen des Raubtiers zu landen, hat es aber viele Freunde. Der Reihe nach klopfen ein Schwein, eine Ente, ein Bock und ein Schaf an die Tür und alle haben etwas dabei, um ein Mahl zu bereiten, das dem Wolf keine Chance lässt. In diesem witzigen, farbigen und technisch so einfach wie überzeugend konzipierten Spiel wird er klug ausgetrickst.
Österreich-Premieren
Das Hohenemser Homunculus-Festival bewies am Montag gleich zwei Mal vor einem jungen Publikum und auch am Samstag mit „Rumpelstilzchen“ und am Sonntag mit einer „Gestiefelten Katze“ sowie am gestrigen Abend mit „Mary Shelley’s Frankenstein“ vor Erwachsenen seine Kernkompetenz, nämlich Facetten des Puppen- und Figurentheaters auf hohem Niveau zusammenzubringen. Die meisten Stücke, die heuer zum 25-Jahr-Jubiläum gezeigt werden, sind Österreich-Premieren. Christoph Bochdansky, der erste künstlerische Leiter, zeigt „Kasperl, dieser Mann ist eine Fälschung“ erstmals in Vorarlberg. Als er mit der Programmkonzeption begann, herrschte vielfach noch die Meinung vor, dass Puppentheater kein Fall für Erwachsene sei, der jetzige Leiter Pierre Schäfer braucht keine Überzeugungsarbeit mehr zu leisten, er muss „nur“ das hohe Niveau halten, das er beispielsweise auch selbst mit seiner Nibelungensage „Looking for Brunhild“ vorgab, die er nun erneut zeigt. Eine hervorragende Idee war es auch, seinen Vorgänger Pavel Möller-Lück einzuladen, der mit „Frankenstein“ erstens gemeinsam mit Jonathan Went das Zusammenspiel von Puppen und Menschen detailfreudig auslotet, zweitens wiederum einen Klassiker bearbeitet hat und dabei weder auf Gruseleffekte setzt, noch die Moral der Geschichte betont. Mary Shelley wollte ja auch nicht vor übertriebenem Erfindergeist warnen, sondern sich an Regentagen die Zeit vertreiben, mit dem Verfassen von fantastischer Literatur, die Möller-Lück ohne großes Trara, aber fein und spannend umsetzte.


Am 3. Mai tritt Christoph Bochdansky mit „Kasperl, dieser Mann ist eine Fälschung“ bei Homunculus auf. Das Festival dauert bis 6. Mai.
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