Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Vom Glück auf dem Bodensee

Kultur / 06.05.2016 • 19:29 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

„Müssen sie eigentlich immer nur über das Schlechte, immer nur über Probleme schreiben? Über miese Politik, über Bettler, über Flüchtlinge? Warum immer nur die schlimmen Seiten des Lebens sehen? Es gibt doch auch Schönes!“ Solches und Ähnliches höre ich immer wieder. Und da hilft auch keine Erklärung, dass es doch das Schlechte sei, das wir bekämpfen müssen, dass es die Probleme seien, auf die man aufmerksam machen müsse. Den Menschen reicht es ganz offenbar vom Übel in der Welt. Irgendwie kann ich das sogar verstehen, gibt es doch derzeit einfach zu viel davon. So will ich denn von etwas Schönem erzählen, das ich erlebt habe. Von etwas Schönem, das jeder auch erleben kann, es ist nicht weit und ist auch nicht teuer. Ich rede von der Schifffahrt auf dem Bodensee, von der weißen Gischt, die die Schiffe der Vorarlberg Lines ins blaue Wasser des Sees ziehen.

 

Am Beginn der Saison steht für alle drei Anrainerstaaten am See die Sternfahrt. Vor einer Woche war es wieder so weit. Seit vielen Jahren komme ich zu diesem besonderen Tag, fahre mit unseren Schiffen hinaus, um die Sternbildung auf dem See zu sehen, die mit Besuchern prall gefüllten Schiffe, die im wahren Sinn des Wortes klingend übers Wasser ziehen. Noch nie aber war ich von diesem Anblick so angetan. Hoch von der Brücke der „Vorarlberg“ aus konnten wir das Schauspiel verfolgen, zuerst die langsame Fahrt der Schiffe in den Bregenzer Hafen – an jeder Anlegestelle ein großes Schiff. Die „Schaffhausen“ und die „Thurgau“ aus der Schweiz, aus Deutschland die „Konstanz“, die „Überlingen“, die „Schwaben“ und aus Österreich die „Vorarlberg“. Es war ein imposanter Zug, der am Publikum der Bregenzer Seepromenade vorbeizog.

Und dann: das Auslaufen zur Sternbildung unweit vor dem Bregenzer Ufer. Bis auf wenige Zentimeter kommen sich die Schiffe nahe – Künstler die Kapitäne, die das können –, so nahe, dass sich die auf dem Bug stehenden Steuermänner mit einem Handschlag begrüßen und sich eine Champagnerflasche überreichen können. „Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“ wünscht man sich von Schiff zu Schiff – und eine gute Saison. Es war ein ungeheures Bild, zu dem sogar „Die Fischerin vom Bodensee“ passte, das Lied von Franz Winkler, der über dem See am Haggen wohnte, das die Kapellen von allen Schiffen gemeinsam spielten.

So, wenn das keine schöne Geschichte war!

Warum immer nur die schlimmen Seiten des Lebens sehen? Es gibt doch auch Schönes!

walter.fink@vorarlbergernachrichten.at
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.