Ein Rotationsverfahren auf mehreren Ebenen

Kultur / 08.05.2016 • 19:59 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Das Ensemble „Shen Wei Dance Arts“ gastierte erstmals in Österreich. Foto: Kunstverein
Das Ensemble „Shen Wei Dance Arts“ gastierte erstmals in Österreich. Foto: Kunstverein

Draußen alte Autos, drinnen schon etwas älterer Tanz – was passiert nun mit diesem Festival?

Bregenz. (VN-cd) Wem es vor allem gegen Ende der 45-minütigen Aufführung von „Map“ auch optisch doch etwas zu eintönig war, der wurde am Samstagabend vor dem Festspielhaus mit einiger Farbenpracht überrascht. Gemeint ist damit nicht die dramatische Wolkenstimmung am Ende eines sonnigen Frühlingstages, sondern die Parade der Teilnehmer an der Bodensee-Klassik-Rallye, die unterstrich, dass altem Schrott vor allem dann noch Spannendes innewohnt, wenn er nicht auf ohnehin schon überfüllten Straßen rotiert, sondern stillsteht.

Neu ist auch das nicht, was der aus China stammende und in New York arbeitende Choreograf Shen Wei dem Festival „Bregenzer Frühling“ lieferte. „Map“ entstand vor rund elf Jahren, „Folding“ ist sogar noch etwas älter. Wolfgang Fetz, der das Festival noch 2017 verantwortet, bevor man noch nicht weiß, wie es mit einem Magneten im Bregenzer Kulturprogramm weitergeht, passte das Ensemble wohl ins Konzept, weil damit die Vielfalt gewahrt bleibt.

Alles im Fluss

Die Herausforderung bei „Map“ bietet die Musik von Steve Reich, die die Grundlage einer Raumvermessung bietet, die auf einer offenen Bühne wohl noch besser zur Wirkung kommt als im Guckkasten, vor dem zu Beginn große Ballons als Kreis, Viereck und Dreieck zur Decke steigen. In der Folge beginnen die Tänzer im Ensemble sowie einzeln zu rotieren. Ein ästhetischer Genuss, der mit der Auflösung von Körpern und Formationen einhergeht, der viel Spannung innewohnt, die nur gegen Schluss etwas ausdünnt.

„Folding“ mit Musik von John Tavener und buddhistischen Gesängen ist fernöstlich angereichert und ein wahres Wunderwerk an Rotationspräzision. Eine Choreografie, die mit Trippelschritten beginnt, legt alsbald jegliche Klischees ab, was bleibt, ist eine furiose, in den Bann ziehende Auseinandersetzung mit Körpern, die sich zu Skulpturen formen. Bildende Kunst und Tanz in einem. Derart magische Bilder kommen selten so kitschfrei daher wie hier.

Das Finale des Festivals „Bregenzer Frühling“ bestreitet die Compagnie Marie Chouinard am
28. Mai im Festspielhaus.

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