Freude an Musik sowie an einer Entdeckung
Das Frühjahrskonzert der Musikfreunde Bregenz enthielt Überraschungen.
Bregenz. (WK) „Frühlingsgefühle“ sollte das Frühjahrs- und Muttertagskonzert der Musikfreunde Bregenz am Samstag im Theater am Kornmarkt laut Programmfolder vermitteln. Wer Leichtfüßiges erwartet hatte, wurde mit etwas schwerblütiger Romantik von Mendelssohn-Bartholdy, Liszt und Verhulst überrascht.
Wie schon beim vergangenen Herbst-Konzert hatten die Musikfreunde wieder einen Mix aus Werken bekannter und unbekannter Komponisten einstudiert. Die nicht alltägliche akustische Muttertagstorte kam gut an. Das Publikum war mit den Leistungen des engagierten Liebhaber-Klangkörpers unter der Leitung von Hansjörg Gruber sehr zufrieden.
Als Mittel- und Höhepunkt des Abends gestaltete der in Vorarlberg wirkende ungarische Pianist Ferenc Röczey (56) das Konzert für Klavier und Orchester Nr.1 Es-Dur von Franz Liszt. Gleichermaßen kraft- und gefühlvoll meisterte er die virtuosen spieltechnischen Anforderungen des 1855 in Weimar uraufgeführten Werkes. Überraschende Läufe oder schier endlose Triller perlten mühelos, auch das Zusammenspiel mit dem Orchester funktionierte problemlos. Eine Zugabe wurde erklatscht. Röczey ist seit 1987 Klavierlehrer an der Rheintalischen Musikschule in Lustenau und war von 1999 bis 2006 auch am Konservatorium in Feldkirch tätig.
Erfreuliche „Ausgrabung“
Zum Auftakt erklang mit der pompösen Ouvertüre zum Racine-Drama „Athalia“ op.74 ein eher untypisches Werk von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Die Bläser-Riege konnte sich in den choralhaften Passagen der 1845 in Berlin erstaufgeführten Ouvertüre wirkungsvoll in Szene setzen. Den meisten dürfte das dritte Werk bisher gänzlich unbekannt gewesen sein. Die Sinfonie e-Moll op.46 des Niederländers Johannes Josephus Hermanus Verhulst (1816–1891) forderte Streicher und alle Register. Das ansprechende Werk des Freundes von Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann, der es zum Hofmusikdirektor in Den Haag gebracht hat, zeigt, dass im 19. Jahrhundert auch sogenannte „Kleinmeister“ durchaus konzertwürdige Musik komponiert haben. Die „Ausgrabung“ fand beim Konzertpublikum Gefallen.
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