Gemeinsam gelingt ein märchenhaftes Finale

Kultur / 13.05.2016 • 22:28 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Kreativleistung: „Wie werden wir Schneewittchen wieder los“ wird als Musical für Chor, Orchester und Schauspieler umgesetzt.  Foto: VN/Hartinger
Kreativleistung: „Wie werden wir Schneewittchen wieder los“ wird als Musical für Chor, Orchester und Schauspieler umgesetzt. Foto: VN/Hartinger

„Wie werden wir Schneewittchen wieder los“ vereint mehrere Jugendensembles.

Lauterach. Im richtigen Märchen, also in dem von den Gebrüdern Grimm, setzen die sieben Zwerge alles dran, um ihr Schneewittchen bei sich behalten zu können. Bekanntermaßen ist die Heimtücke der eitlen Stiefmutter dann aber doch so unberechenbar, dass das schöne Mädchen in den vergifteten Apfel beißt. Bis ein Prinz kommt, liegt es im gläsernen Sarg und wird von den Waldbewohnern in Zipfelmützen beweint. Im echten Leben, das heißt, in jenem Stück, das Inge Methfessel verfasste, geht Schneewittchen den Zwergen relativ bald auf die Nerven, verlangt die Prinzessin von jenen, die ihr Unterschlupf gewähren, doch das, was sie zu Hause nervte, nämlich Ordentlichkeit, Sauberkeit und all die lästigen Dinge, die Eltern von ihren Kindern so fordern. Kein Wunder, dass sie im unstrukturierten Zwergenhaushalt stört.

„Wie werden wir Schneewittchen wieder los“, jene reizvolle Parodie, hat Martin Schelling, den bekannten Vorarlberger Klarinettisten und Kapellmeister der Bürgermusik Lauterach, nach einer Aufführung des Lauteracher Jugendtheaters „Rampenlichtle“ so fasziniert, dass er beschloss, dem Geschehen einen viel größeren Rahmen zu geben. In einem solchen präsentiert sich nun ein Jugendmusical, für das eigens Orchester- und Chorpartien komponiert wurden und das nur produziert werden konnte, weil sich neben der Theatergruppe auch noch die Mittelschule Wolfurt mit ihrem Chor unter Hubert Sinz zum Mitmachen bereit erklärte.

Freilich musste auch die Basis stimmen, Schelling, der bei der Schubertiade auftrat oder in dem auf zeitgenössische Musik spezialisierten „Ensemble Plus“ ebenso mitwirkt, wie in Orchestern und bei der preisgekrönten Gruppierung „Die Schurken“, hat Liedtexte geschrieben und gemeinsam mit dem für das Schlagwerk zuständigen Matthias Schmidt zehn Orchesterstücke verfasst, in denen er die Möglichkeiten der Holz- und Blechbläser so weit ausschöpft, dass eine höchst unterhaltsame, schwungvolle und mit vielen Feinheiten aufwartende Abfolge entsteht.

Herausfordernd

Hornistin Christina Jäger bietet ihm mit speziellem Ventileinsatz ein Hexenstück, das eine wahre Freude ist und spätestens beim „Grus(l)kochpolkasong“ wird klar, dass man es sich absolut nicht einfach machte. Die Rhythmen und das Zusammenspiel mit dem Chor sind ziemlich herausfordernd, doch unter der seiner Leitung und jener von Thomas Jäger, dem Schelling den Taktstock ab und zu übergibt, wenn er selbst als Instrumentalist im Einsatz ist, klappt das alles so gut, dass der Hofsteigsaal gleich mitvibriert. Auch vor Spannung. Die von Christina Mathis und Rita Moosbrugger geleitete „Rampenlichtle“-Truppe agiert nämlich mit erstaunlicher Präsenz. Hier wird offenbar viel Wert auf sprechtechnische Schulung gelegt und dabei nicht außer Acht gelassen, dass es die Spielfreude ist, die das Geschehen zusammenhält. Und das beinhaltet auch ein paar witzige Pointen, darf oder soll die Hexe doch ganz und gar nicht böse sein und auch der Drache hat sich bereits auf ein Leben als Vegetarier eingestellt. Schneewittchen wird man also nur los, wenn ein Prinz angelockt werden kann. Die Zwerge haben da bald eine sehr zeitgemäße Idee und siehe da, von den Züchtigungsmaßnahmen des bald davoneilenden Mädchens bleibt doch etwas haften in dieser Männerbande. Das Leben in der Gemeinschaft braucht – soll es genussvoll sein – ein paar Regeln. Das gilt auch für alle Mitwirkenden, die gemeinsam ein märchenhaftes Finale herbeiführen.

Das Projekt „Wie werden wir Schneewittchen wieder los“ will die Truppe auf Tournee schicken. Das kann und sollte funktionieren.

Aufführung am Sonntag, 15. Mai, 13.50 Uhr, im Hofsteigsaal in Lauterach. Weitere Termine an anderen Orten sind in Planung.

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