Christa Dietrich

Kommentar

Christa Dietrich

Ganz und gar nicht abseits

Kultur / 16.05.2016 • 20:42 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Max Frisch ist vor 25 Jahren gestorben. Nachdem man im Vorjahr Friedrich Dürrenmatts gedachte, am Schauspielhaus Zürich beispielsweise mit einer großartigen Version von „Der Besuch der alten Dame“, rückt ein weiterer Großer der Schweizer Literatur ins Blickfeld. Sieht man von den Theatermachern Christoph Marthaler oder Luc Bondy ab, hat die Schweiz auf dem Gebiet der Dramatik nach Frisch und Dürrenmatt keinen Künstler mit annähernder Wirkung hervorgebracht. Berücksichtigt wird das heuer auch vom Theater am Saumarkt, das Frisch seine Literaturtage widmet. Die vergleichsweise niedrig dotierte Kulturinitiative realisiert damit eine Veranstaltungsreihe, die in der Besetzung mit namhaften Fachleuchten und der Wirkung über die Landesgrenzen hinaus beispielgebend ist.

Gedenktage oder Jubiläen hat das Vorarlberger Landestheater in seiner Programmatik selten einmal berücksichtigt. Der 400. Todestag von William Shakespeare hat gerade einmal dazu geführt, Tom Stoppards „Rosenkranz & Güldenstern sind tot“, das Stück über zwei Figuren in „Hamlet“, in den Spielplan zu nehmen. Die Produktion zählt aber immerhin zu den gelungensten der gesamten Spielzeit.

Eine intensive Auseinandersetzung mit Shakespeare wird sich erst im Rahmen der Bregenzer Festspiele einstellen. Intendantin Elisabeth Sobotka offeriert jenes Stück, mit dem sie sich schon vor Jahren wissenschaftlich beschäftigt hat, nämlich „Hamlet“, die vergessene Oper von Franco Faccio.

 

Zurück zu Max Frisch. Als das Vorarlberger Landestheater noch kein Unternehmen des Landes war, sondern ein privat geführtes, das vom Land umfangreich gefördert wurde, und den Namen Theater für Vorarlberg tragen durfte, hatte dieses TfV auch mit vorwiegend belustigenden Tourneetheatern konkurriert. Sprich: Bruno Felix reiste mit den in Bregenz produzierten Stücken (die transportabel konzipiert sein mussten) nicht nur durchs Land, er verkaufte sie auch ins Ausland, nach Süddeutschland, in die Schweiz und nach Südtirol. Ein derartiges Tourneekonzept zu verfolgen, wäre nun wenig sinnvoll; dass das Vorarlberger Landestheater inzwischen mit Bühnen – sogar sehr bedeutenden – kooperiert, hört sich allerdings gut an. In erster Linie ist dafür der Dramaturg Dirk Diekmann verantwortlich, der seit einiger Zeit am Düsseldorfer Schauspielhaus tätig ist. Vor Kurzem hatte dort seine Bregenzer Inszenierung von „Biografie. Ein Spiel“ von Max Frisch Premiere. „Josef und Maria“ von Peter Turrini, ein Stück, das Alexander Kubelka vor einigen Monaten an der traditionsreichen Bühne am Rhein herausbrachte, kommt nach Vorarlberg. Weitere Kooperationen mit anderen Bühnen sind geplant. Eine gute Sache, die belegt, dass das Landestheater im Westen Österreichs, das in den anderen Bundesländern eher wenig wahrgenommen wird, alles andere als abseits steht. Apropos Wahrnehmung: Ein Theatertreffen von Österreichs Länderbühnen wäre an sich wieder einmal fällig.

Eine gute Sache, die belegt, dass das Landestheater im Westen Österreichs alles andere als abseits steht.

christa.dietrich@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-225

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