Bischof Laun als Wahlhelfer
Es ist gute Tradition in der katholischen Kirche Österreichs, dass sie sich bei Wahlen irgendwelcher Empfehlungen enthält. Und das, obwohl die Trennung von Kirche und Staat bei uns nicht ganz so genau ist, wie sich das manche wünschen würden. Der Vertrag zwischen Kirche und Staat, das Konkordat, wurde 1933 in austrofaschistischer Zeit unterzeichnet, trägt damit auch die Züge damaliger politischer Vorstellungen. Garantiert sind der Kirche die „freie Ausübung ihrer geistlichen Macht und die freie und öffentliche Ausübung des Kultus“ sowie das Recht, „im Rahmen ihrer Zuständigkeit Gesetze, Dekrete und Anordnungen zu erlassen“.
Dieses Konkordat wurde mit der Auslöschung Österreichs 1938 unwirksam, nach der Zeit des Nationalsozialismus allerdings 1957 von Österreich weitgehend wieder anerkannt und gilt bis heute.
Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun hat nun mit der Tradition gebrochen und eine eindeutige Wahlempfehlung für den freiheitlichen Bundespräsidentschaftskandidaten Norbert Hofer abgegeben: „So wie das Angebot jetzt ist, kann man nur Hofer wählen und beten für ihn und für Österreich“, schreibt Laun in einem Internetbeitrag. Laun sieht sogar einen göttlichen Auftrag bei Hofer: „Er wird durch sein Gewissen vermitteln, Gott in den wesentlichen Punkten gehorchen.“ Alexander Van der Bellen ist für Laun ein „linksextremer Kandidat“, der „in allen heiklen und gefährlichen Fragen, vom Lebensschutz über die Gottesfrage bis Gender, auf der falschen Seite steht“. Der eine, Hofer, ist also nach Weihbischof Laun, Gott nahe, der andere geradezu der Gottseibeiuns.
Lange hat es allerdings nicht gedauert, bis der Weihbischof – Robert Gernhardt, der deutsche Satiriker, nannte solche Würdenträger gerne „Leihbischof“ – von Kardinal Schönborn zurückgepfiffen wurde. Schönborn meint, jeder Katholik müsse sich ein eigenes Bild machen – und trotzdem weist er auf bestimmte Entscheidungshilfen hin, die wohl eher auf Van der Bellen zutreffen. Man müsse auch „die Haltung der Kandidaten zu den Schwachen der Gesellschaft, zu denen auch die Migranten gehören, zur Zusammenarbeit in Europa, zur Verantwortung Österreichs in der internationalen Staatengemeinschaft berücksichtigen“.
Ich bin nicht immer der Meinung der katholischen Kirche, auch nicht jener von Kardinal Schönborn – aber in dieser Sache hat er meine ganze Unterstützung.
Man müsse auch die Haltung der Kandidaten zu den Schwachen der Gesellschaft, zu denen auch die Migranten gehören, berücksichtigen.
walter.fink@vorarlbergernachrichten.at
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
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