Die Differenzen machen hier den Unterschied

Mit Kopf, Kölbl und Meusburger bespielen „Drei Bildhauer“ das Künstlerhaus.
BREGENZ. Willi Kopf, Walter Kölbl, Herbert Meusburger – drei Künstler, drei Bildhauer, Vorarlberger und der gleichen Generation angehörend. Dass es trotzdem nicht um Entsprechungen geht, sondern um Unterschiede und ein pures Gegenüber, zeigt die aktuelle Ausstellung im Künstlerhaus.
Vom Baumarkt ins Weltall
Material gegen Konzept, Handarbeit gegen industrielle Fertigung, Stein gegen Massenware aus dem Baumarkt – die Differenzen zwischen den „Drei Bildhauern“ im Künstlerhaus könnten größer und offensichtlicher nicht sein. Aber gerade das verleiht dem Ausstellungsparcours seinen Reiz. Aus der „Welt der Dinge“ fügt der in Wien lebende und arbeitende Willi Kopf (1949 in Röthis), der seit den 1970ern in der Auseinandersetzung mit der Minimal Art seine charakteristischen Objekte aus Pressspanplatten entwickelte, die Arbeiten der Werkgruppe „Laboratory Works“ zusammen. Die Materialien der industriellen Massenfertigung, hergestellt, um Bedürfnisse zu wecken, zusammengetragen in Kaufhäusern und Baumärkten, definiert der Künstler für sich neu, bringt sie außerhalb der ihnen eigentlich zugedachten Funktion in neuartige Zusammenhänge und leistet damit, nach eigenem Bekunden, einen gewissen Widerstand.
„Aus der Artikulation der Nicht-Kompatibilität ergibt sich eine neue Struktur“, so Kopf. Und so entstehe am Ende eben kein Einfamilienhaus, sondern halt eine Skulptur. Fahrradteile, Gartengeräte, Werkzeuge, Schrauben, Scharniere und vieles mehr aus den Regalen dieser Welt werden zu Multigeräten verarbeitet, die Namen wie „Twister“ oder „Rocket Man“ tragen oder wie Modelle von Weltraumstationen aus Science-Fiction-Filmen anmuten und im Sammeln der Energie ihrer Bestandteile auch etwas potenziell Bedrohliches an sich haben. Walter Kölbl (1948 in Hard) zeigt u. a. Aluminiumtafeln aus der Serie „Orthogone“, die Verschiebungen thematisieren, sowie drei Wandarbeiten, die sich mit Wölbungen und daraus resultierenden Spaltungen befassen.
Den Kern der Ausstellung bildet jedoch eine Arbeit, die auf dem Entwurfsmodell einer kursorischen Wand aus Alu-Tafeln, gereiht nach dem Proportionsschema der Fibonacci-Folge, zum Wettbewerb „Fachhochschule Dornbirn“ basiert. In Originalgröße, aber in anderer Visualisierung, 18 statt 68 Meter lang, realisiert Walter Kölbl die Wand aus Holzpaletten, als Transportmittel, und einer einzigen Alu-Platte. Konstruktiv-konzeptionell arbeitend, bestechen die Werke des Bildhauers nicht nur durch ihre äußerste Präzision und Präsenz im Raum, sondern auch durch eine eigenwillige, spröde Sinnlichkeit, wie den Glanz des (Auto)Lacks in der Serie „Bugatti Veyron“.
Granit und Blumenwiesen
Ungleich handfester geht es der Bregenzerwälder Künstler Herbert Meusburger (1953 in Bizau) an. Archaisches Material wie Granit verarbeitet bzw. „verstrickt“ er zu ganz neuen, fünfteiligen architektonischen Skulpturen, deren zentrale Themen nach wie vor Verbinden und Trennen, Verzahnen und Separieren, Stützen und Lasten, glatt und rau sind. Immer wichtiger wird dem Bildhauer, der auch durch seine Realisierungen im öffentlichen Raum stark auf sich aufmerksam gemacht hat, neben dem sozialen Ansatz in der Skulptur die Auseinandersetzung mit der Natur. Vor allem in der Malerei, die Meusburger seit einigen Jahren als ganz eigenständige Disziplin und in einer einzigartigen, selbst entwickelten Technik in einem Atelier, das mitten in einem Mischwald liegt, betreibt, fängt der Künstler Stimmungen ein–- eine Föhnlage im Tal oder das Bild einer blühenden Feuchtwiese in Schönenbach. In vielen Schichten, aufgespachtelt und wieder abgekratzt, legt Meusburger Strukturen frei und stößt dabei auf Existenzielles – in der Kunst wie im Leben.


Die Ausstellung ist im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis, Gallusstraße 10 in Bregenz, bis 26. Juni zu sehen, Di bis Sa, 14 bis 18 Uhr, So und Feiertag, 11 bis 17 Uhr.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.