Herausfordernd und ein Schelmenstreich

Lyrik. Dieses Buch ist eine Zumutung – eine Herausforderung, wie sie in der Literatur ruhig häufiger vorkommen dürfte. „Verbannt!“ ist verrückt. Ann Cottens Buch verrückt traditionelle Einordnungen von Lyrik, indem es ausgerechnet auf ein halb vergessenes Reimschema aus dem 16. Jahrhundert zurückgeht und daraus ein Versepos modelliert. Zivilisationskritik als rauschhaftes Abenteuer auf abgelegener Insel.
An die 400 jeweils neunzeilige „Spenser-Strophen“ (benannt nach dem englischen Shakespeare-Zeitgenossen Edmund Spenser) hat die 1982 in Iowa geborene, in Wien aufgewachsene und heute in Wien und Berlin lebende Sprach-Experimentatorin geschmiedet. Dass dabei Rhythmus und Endreim immer wieder quietschen, ist Teil des Programms: Lustvoll wird die Bilder- und Sprachzentrifuge angeworfen, in die alle mögliche Zutaten kommen und je nach Gewicht und Konsistenz früher oder später durch die Fliehkräfte davonstieben.
Ann Cotten: „Verbannt! – Versepos“, mit Illustrationen von Ann Cotten, edition suhrkamp, Broschur, 168 Seiten.
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