Viel Zulauf bei zwei Literaturtagen

Kultur / 22.05.2016 • 22:22 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Ursula Priess (M.), Tochter von Max Frisch, war Gast in Feldkirch.  TAS
Ursula Priess (M.), Tochter von Max Frisch, war Gast in Feldkirch.  TAS

In Feldkirch widmete man sich Max Frisch, in Hard dem Zeitgenössischen und der Vielfalt bis hin zur Erotik.

feldkirch, Hard. (VN-cd) Vivaldis Lüsternheit, die die Vorarlberger Autorin Ulrike Längle in „Il Prete Rosso“ schildert, verliehen Kurt Sternik und Irmtraud Bernhard eine spannende Färbung, untermalt vom Blätterrauschen eines aufziehenden Sturmes konnte die Darbietung, eingebettet in weitere Beispiele erotischer Literatur, am gestrigen Nachmittag am Harder Seeufer kaum unterhaltender sein.

„HardCover“ nennt sich das Literaturfestival, das die Gemeinde nun zum dritten Mal rund um einen Wettbewerb im Zweijahresrhythmus austrägt. Vor dem Finale mit Monika Helfer und Hans Platzgumer auf dem Dampfschiff Hohentwiel am Sonntagabend offerierte man Texte in einem von Dagmar Ullmann-Bautz konstruierten Rahmen, den Beobachter angesichts der Tatsache, dass dem Publikum an wechselnden Schauplätzen die Teilhabe erleichtert wird, als beispielgebend wahrnahmen. Am Samstagvormittag zeigte sich enormes Interesse an einer Lesung aus Beispielen arabischer Literatur, die im Flüchtlingscamp Löwen stattfand. Die ideale Basis bot der Schriftsteller und Asylrechtsberater Daniel Zipfel mit Passagen aus seinem Roman „Eine Handvoll Rosinen“, der von Schleppern und Bürokraten handelt.

Wettbewerbssiegerinnen

Junge Vorarlberger Autoren wie Sarah Rinderer, Linda Achberger, Kadisha Belfiore und Amos Postner, die zuletzt – sprachlich sicher – vor allem mit Kurzgeschichten oder mit Kurzdramen auftraten, betonten bei einer Literaturwanderung das Motto „Fenster zum Hof“. Dem von einem Krimi-Klassiker von Alfred Hitchcock abgeleiteten Begriff und somit der Auseinandersetzung mit der Nachbarschaft hatten auch die Wettbewerbsteilnehmer zu entsprechen. Der 12. Harder Literaturpreis, der in den 1980er-Jahren erstmals ausgerufen wurde, ging an die deusche Autorin Katharina Hartwell, mit Förderpreisen wurden Katharina Paul (ebenfalls aus Deutschland) und Eva Woska-Nimmervoll aus Niederösterreich ausgezeichnet.

Max Frisch als Architekt

Das Feldkircher Theater am Saumarkt hat seine jährlich durchgeführten Literaturtage heuer dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911 bis 1991) gewidmet. Vor 25 Jahren gestorben, stand die Nachhaltigkeit des Romanautors und Dramatikers im Mittelpunkt von Gesprächen in prominenter Runde. Philipp Schöbi, Mitglied der Literaturgruppe, gelang es, den Schweizer Peter Bichsel zu engagieren, der neben dem Frisch-Biograph Volker Hage betonte, dass der Moralist auch in privaten Äußerungen eine politische Haltung einnahm bzw. die Politik kritisch hinsichtlich eines humanen Weltbildes kommentierte. Die beiden Schriftstellerinnen Ruth Schweikert und Ursula Priess, eine Tochter von Max Frisch, unterstrichen die Tatsache, dass Frisch mit seinen Texten die zeitgenössische Literatur nach wie vor beeinflusst. Einen breiten Raum nahmen seine Arbeiten als Architekt ein. Eine Ausstellung, die noch bis Anfang Juli am Saumarkt zu sehen ist, dokumentiert die Projekte, zu denen etwa ein Zürcher Freibad zählt. Frisch habe stets betont, dass es Architektur ohne Ideologie nicht gebe, diese müsse man aber unter Teilnahme der Bevölkerung erarbeiten. Eine moderne Ansicht, betonte Verena Konrad, Leiterin des Vorarlberger Architekturinstituts.

Frisch ist auch für die zeitgenössische Architektur ein Thema.

Sabine Benzer

Das Interesse ist da, die Lesung aus arabischer Literatur im Flüchtlingscamp hatte enormen Zulauf.

Dagmar Ullmann-Bautz
Das Seeufer bot den „HardCover“-Literaturtagen gestern Nachmittag ein Podium.  Foto: VN/CD
Das Seeufer bot den „HardCover“-Literaturtagen gestern Nachmittag ein Podium.  Foto: VN/CD

Die Preisträgertexte und weitere Beiträge zum Harder Literaturwettbewerb sind in der neuen Ausgabe der Zeitschrift „miromente“ nachzulesen.

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