Mit subtil kontrollierter, beherzter Leidenschaftlichkeit

Kultur / 23.05.2016 • 22:09 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Ein internationales Kammermusikensemble hat sich gemeinsam mit Gerald Futscher am Harmonium in Vorarlberg etabliert. Foto: JU
Ein internationales Kammermusikensemble hat sich gemeinsam mit Gerald Futscher am Harmonium in Vorarlberg etabliert. Foto: JU

Guy Speyers’ Kammermusikreihe „Solis Musica“ hat sich endgültig etabliert.

NÜZIDERS. (JU) Mit der ehrgeizigen Kammermusikreihe „Solis Musica“ wollte der seit Jahren erfolgreich in Vorarlberg wirkende südafrikanische Bratschist Guy Speyers (31) der Musikkultur seiner neuen Wahlheimatgemeinde auf die Beine helfen. Nach einjähriger Anlaufzeit hat sich das Projekt nun etabliert, wie der gelungene Start der zweiten Saison am Sonntag gezeigt hat. Dabei fand man mit dem hellen, akustisch hervorragenden Pfarrsaal auch die ideale Bleibe.

Nicht genug damit, hat sich auch das 2013 von Speyers gegründete, international besetzte Montfort Quartett in dieser Zeit prächtig weiterentwickelt. Primarius Klaus Nerdinger stammt aus Lindau, seine Frau Jelena an der zweiten Violine aus Serbien, Guy Speyers aus Südafrika und der in München lebende Cellist Emil Bekir aus Mazedonien. Zusammen bilden sie heute einen ernst zu nehmenden Faktor in unserer Musikszene. In Nüziders macht das Ensemble als Träger der Reihe gleich das Startprogramm zum besonderen Ereignis. Für die Umsetzung seiner glänzenden Idee mit „Dvoráks Salon“ zeigt Speyers den tschechischen Meister der großen Symphonik einmal von seiner vielfach unbekannten Seite mit kleineren, für das häusliche Musizieren gedachten Stücken, die bis heute nicht weniger Bestand und Gewicht haben. Und da hat nun das Quartett, das an diesem Abend in zwei verschieden besetzten Trios auftritt, reichlich Gelegenheit, seinen Reifungsprozess im Zusammenspiel und im Klanglichen zu demonstrieren. Die beiden Geiger mit der Bratsche bestreiten den ersten Teil. Relativ einfach gestrickte „Miniaturen“ von 1887 führen in die Klangwelt des Komponisten ein, das folgende Terzett ist schon von anderem Zuschnitt und offenbart die kräftige und melodiöse Handschrift. Die drei Musiker geben den Stücken alles Erforderliche an subtil kontrollierter, beherzter Leidenschaftlichkeit.

Futscher am Harmonium

Als „Special Guest“ gesellt sich dann Guys Kollege an der Musikschule Dornbirn, der bekannte heimische Komponist Gerald Futscher (54), zum Ensemble und gibt mit seinem Harmonium den lebensfrohen fünf Bagatellen op. 47 für zwei Violinen und Cello eine ganz spezielle klangliche Färbung. Dieses heute längst ausgestorbene „Blasinstrument“ mit seinem Tretbalg ersetzte damals die aus Kostengründen im Salon­ensemble fehlenden Bläser. Es verleiht der Aufführung auch heute noch nostalgischen Reiz und einen Eindruck dessen, wie es damals, 1879, in Prag geklungen haben mag, mit dem Komponisten persönlich an diesem Instrument. Mit solchen, auf hohem Niveau verwirklichten Kostbarkeiten, die Speyers auf seine sympathische Art selber präsentiert, ist der junge Südafrikaner auch hier zum „Darling“ für eine kleine, höchst interessierte und begeisterungsfähige Zuhörerschaft geworden.

Nächstes Konzert der Reihe „Solis Musica“: Pfarrsaal Nüziders, 17. Juni, 19.30 Uhr, Schubert, Mendelssohn, Schumann (Montfort Quartett)

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