Christa Dietrich

Kommentar

Christa Dietrich

Ort des Innovativen

Kultur / 23.05.2016 • 22:09 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Ein stärkeres Signal hätte David Pountney nicht setzen können. Bevor er eine Uraufführungsserie startete, gelang ihm mit „Die Passagierin“ die Wiederentdeckung eines Werkes, das als Bregenzer Produktion in Nord- und Südamerika, in verschiedenen europäischen Städten und jetzt auch in China aufgeführt wird. Die Intendanz dann noch mit einem neuen Werk eines österreichischen Komponisten abzuschließen, ist ein Coup, der nachwirkt. HK Grubers „Geschichten aus dem Wiener Wald“ sind jetzt in Berlin gelandet, der Stoff, ein moderner Klassiker, und die Musik lassen die Prognose zu, dass das Stück nicht von den Spielplänen verschwindet.

 

Seine Nachfolgerin Elisabeth Sobotka schlägt einen etwas anderen Kurs ein. Stefan Herheims Inszenierung von „Hoffmanns Erzählungen“ vom Sommer 2015 wird nicht so lange nachwirken, am Bodensee werden neben dem Spiel auf dem See keine Exportschlager mehr produziert, auf der internationalen Opernlandkarte bleibt Bregenz allerdings ein markanter Punkt. Im Fall von „Hamlet“ von Franco Faccio ist ihr nur die Opera Southwest in Albuquerque in den USA zuvorgekommen. Dort wurde das in Vergessenheit geratene Werk aus dem späten 19. Jahrhundert rekonstruiert. Dass die Shakespeare-Vertonung etwas taugt, ist zu erwarten. Wenn die Neuinszenierung auch noch entsprechend glückt, ist die Intendantin am Festspielort, der für das Innovative steht, angekommen.

christa.dietrich@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-225

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