Zustimmung heißt nicht, dass dieser Frühling Zukunft hat

Kultur / 29.05.2016 • 19:17 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Zum Finale des „Bregenzer Frühlings“ realisierte die kanadische Compagnie Marie Chouinard zwei Produktionen im Festspielhaus. Foto: Paré/Kunstverein
Zum Finale des „Bregenzer Frühlings“ realisierte die kanadische Compagnie Marie Chouinard zwei Produktionen im Festspielhaus. Foto: Paré/Kunstverein

Mit einer 100-Prozent-Auslastung endete das von Wolfgang Fetz verantwortete Festival.

Bregenz. Das Finale des „Bregenzer Frühlings“ war sozusagen formvollendet. In dieser Kombination bot das kanadische Ensemble Marie Chouinard die Projekte „Soft virtuosity, still humid, on the edge“ und „Henri Michaux: Mouvements“ erstmals in Österreich, und obwohl die Tänzer auch in Wien oder Stuttgart gastieren, ist die Vorarlberger Landeshauptstadt für das Publikum äußerst attraktiv. Die Kombination von Videoprojektionen und Tanz bzw. ein Vokabular, das die Kommunikation über den Gesichtsausdruck auf die Körper- und Tanzsprache überträgt, erwies sich als ungemein innovativ, überraschend, spannend, einzigartig und begeisternd. Dass hochprofessionell agiert wird, braucht nicht eigens erwähnt zu werden.

Nur noch eine Saison

Was die internationale Tanzszene zurzeit zu bieten hat, will Wolfgang Fetz, Kurator des Festivals, in komprimierter Form in Bregenz zeigen. Das Publikum hat seine Auswahl bestätigt, insgesamt rund 7300 Tickets wurden abgesetzt, die Reaktionen waren durchwegs positiv. Kurz nach Bekanntgabe des Programms wurden rund 1000 Ballettpässe verkauft, die Zugang zu allen Veranstaltungen ermöglichen. Nicht nur die Auftritte der Ballett­ensembles, die Einblicke in das Schaffen in Europa, in den Vereinigten Staaten und im arabischen Raum boten, waren sehr gut besucht, auch die Uraufführung des Aktionstheaters unter der Leitung des Vorarlbergers Martin Gruber war zu 100 Prozent ausgelastet. Laut Kulturamtsmitarbeiter Thomas Schiretz hat die Analyse ergeben, dass 57 Prozent der Besucher aus Vorarlberg kommen, 38 Prozent reisen aus Süddeutschland an und ein geringer Teil kommt aus der Schweiz bzw. aus Liechtentstein.

Die Tänzer selbst nehmen die Besucher, wie Fetz im Gespräch mit den VN betont, als kompetente, aufmerksame Zuschauer wahr. Die Begeisterung für das Haus schließe sehr oft auch eine Begeisterung für den Ort ein. Die Festivalpioniere dürften gewusst haben, warum man die Reihe nicht im Herbst oder Winter austrägt.

Fest steht, dass Wolfgang Fetz, der sich nach rund drei Jahrzehnten als Kulturamtsleiter aus Bregenz verabschiedet bzw. nur noch bis 31. Dezember dieses Jahres Bediensteter der Landeshauptstadt ist, noch das Programm des kommenden Jahres verantwortet. „Die Hälfte des Angebots steht.“ Präsentiert wird das Festivalpaket im Herbst. Fetz will auch im kommenden Jahr ein breites Spektrum bieten und richtet dabei den Blick nach England, Deutschland und Belgien. Was dann kommt, ist offen.

Ein „Meisterkonzert“-Paket für die Saison 2016/2017 hat er ebenfalls noch geschnürt. Am Sonntagabend endete die aktuelle Saison mit Manfred Honeck und dem Pittsburg Symphony Orchestra. Während Maestro Honeck gerne bereit ist, in seiner Heimat Vorarlberg aufzutreten, gestalteten sich die Verhandlungen mit dem aus rund 110 Musikern bestehenden Orchester gar nicht so einfach.

Zäsur im Magazin 4

Völlig unklar ist im Übrigen, was mit den Ausstellungen im Magazin 4 passiert. Dort steht das Programm bis Februar 2017. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Wolfgang Fetz – bekanntermaßen ist noch nichts entschieden – werden es in der Kürze der Zeit nicht leicht haben, den Bund als Finanzpartner im Boot zu behalten. Die Zweijahresfinanzierung, die Fetz ausverhandelt hatte, wird in dieser Form wohl nicht möglich sein.

Im Vergleich zum „Bregenzer Frühling“ oder den Meisterkonzerten ist im Magazin in der Bergmannstraße vermutlich keine Kontinuität mehr herstellbar. Von Juni bis Ende August stellen sich dort internationale Künstler die Frage, welche Relevanz das Geben heute haben könnte. Im Herbst ist die iranische Künstlerin Haleh Redjaian präsent, ab Dezember verantwortet die bekannte, international tätige Vorarlberger Kuratorin Sabine Folie eine Schau mit Arbeiten des holländischen Malers Willem Oorebeek.

Dass Wolfgang Fetz sein ehrgeiziges Magazin-4-Programm anderswo außerhalb von Vorarlberg weiterführt, steht noch nicht fest, ist aber anzunehmen.

Ich habe heuer durchwegs nur positive Stimmen zum Tanz- und Theaterprogramm vernommen.

Wolfgang Fetz

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