Musiktipps. Von Fritz Jurmann

Kultur / 13.04.2017 • 19:50 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Musiktipps. Von Fritz Jurmann

KÜNSTLER: Miriam Feuersinger, Sopran, Ensemble „Il Dolce Conforto“

ALBUM: Sacred Salterio

LABEL: Christophorus Verlag

Die in Basel lebende Bregenzer Sopranistin Miriam Feuersinger legt nach ihrer erfolgreichen Holland-Tournee mit Bachs Matthäus-Passion ihre aktuelle CD mit einer Auswahl schlichter geistlicher Klagelieder über Leiden und Sterben Jesu von italienischen Komponisten des 18. Jahrhunderts vor. Kastraten waren die ersten Interpreten dieser Gesänge, Feuersinger übt sich mit ihrer schlanken, an der Alten Musik vielfach erprobten anmutigen Stimme entsprechend stilkundig in größter Zurückhaltung und erreicht dadurch die berührende Innigkeit und Intensität des Originals. Die symbolhafte Kargheit des musikalisch ausgedrückten Schmerzes kommt auch in der reduzierten Besetzung des Ensembles „Il Dolce Conforto“ („Der sanfte Trost“) zum Ausdruck, mit dem reizvollen Klang des von Franziska Fleischanderl gespielten, dem heutigen Hackbrett verwandten „Salterios“ („Psalterium“) als dem damals bevorzugten Instrument des Adels.

 

KÜNSTLER: Andrés Angel, Gitarre

ALBUM: Inflexión

LABEL: stemra

Der in Medellin (Kolumbien) geborene Gitarrist Andrés Angel schickt seiner im Mai beginnenden Tournee „Guitarra Flamenca“ das aufregende Debüt-Album „Inflexión“ („Modulation“) voraus. Nach seiner mit Auszeichnung abgeschlossenen Ausbildung in klassischer Gitarre am Konservatorium Feldkirch zog es den Musiker nach Sevilla, dem Ursprungsort seiner Musik, wo ihn weitere Studien und Meisterkurse bei Flamenco-Gurus zu einem der heute angesehensten und gefragtesten Meister dieses Faches in Europa werden ließen. Der Höreindruck seiner sieben sehr authentisch wirkenden Eigenkompositionen ist ein umwerfender. Kontrollierte Leidenschaft, ungezügelte Virtuosität, feuriger Rhythmus im Blut, auch die verträumte Poesie einer kargen Landschaft sprechen aus der Musik von Andrés Angel. Termine seiner Sevilla-Show mit Sänger und Tänzern gibt es auch in Vorarlberg, etwa am 5. Mai in Nüziders, Sonnenbergsaal; am 6. Mai in Bludenz, Remise, und am 10. Mai in Dornbirn, Spielboden.

KÜNSTLER: Grigory Sokolov, Klavier

ALBUM: Mozart Rachmaninov Concertos

LABEL: Deutsche Grammophon (CD plus DVD mit Filmporträt von Nadja Zhdanova)

Er scheint fast abonniert zu sein auf regelmäßige Auftritte bei den Bregenzer Meisterkonzerten, wo er bereits sechsten Mal zu erleben war: der Russe Grigory Sokolov (66), nach Brendels Abgang einer der letzten Giganten der Klaviermusik. Die besondere Aura, die der Pianist regelmäßig im Konzertsaal für ein gebanntes Publikum um sich verbreitet, vermittelt sich auch anhand seines aktuellen Albums mit Klavierkonzerten von Mozart (Nr. 23 A-Dur) und Rachmaninov (Nr. 3 d-Moll). Natürlich bewundert man seine ins Geniale gehende analytische Werktreue, seinen Perfektionsfanatismus – und doch bleibt es letztlich bloß bei der „Annäherung an einen Unnahbaren“, wie der Booklet-Text treffend analysiert, der Faszination über die ganz in sich gekehrte, unergründliche Spielweise Sokolovs, der bei diesen Livemitschnitten im BBC-Philharmonic und Yan Pascal Tortellier ebenbürtig denkende und agierende Partner gefunden hat.

 

KÜNSTLER: Semyon Bychkov, Dirigent, Wiener Philharmoniker

ALBUM: Franz Schmidt: Symphonie Nr. 2 Es-Dur

LABEL: SONY Classical

Seitdem es die einst so beliebten Radio-Wunschkonzerte nicht mehr gibt, ist auch der Name des bedeutenden österreichischen Komponisten Franz Schmidt (1874-1939) in Vergessenheit geraten, dessen Intermezzo aus seiner Oper „Notre Dame“ damals dieses Sammelbecken des zweifelhaften Geschmacks dominierte. Dabei ist etwa seine zweite Symphonie von 1913, die lange verkannt und als „hinterwäldlerisch“ abgetan wurde, ein Werk voll ergreifend melodiöser Naturverbundenheit, eine Art Wienerwald-Weben in der Bruckner-Nachfolge. Der russische Dirigent Semyon Bychow, der um Ostern mit seinem „Parsifal“-Dirigat an der Staatsoper nicht nur auf Gegenliebe bei den Wienern gestoßen war, hat mit dieser Einspielung zusammen mit den Wiener Philharmonikern viele versöhnt und das Werk Schmidts verdienstvoll ans Tageslicht zurückbefördert. Hoffentlich erhält es in dieser glänzend gelungenen Einspielung nun Beachtung.

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