Dünen, eine Grenze und tagelang kein Strom

Mit Blumengrüßen aus Litauen meldet sich Wolfgang Bender als Stipendiat des Landes.
Nida, Bludenz. Mindestens fünfzehn Stunden Fahrzeit müsste man einrechnen, wollte man die Reise von Vorarlberg nach Litauen bzw. in den Ort Nida mit dem Auto unternehmen. Durchaus kompliziert ist auch die Anreise per Flugzeug. Und überhaupt, erst einmal dort angekommen, wird rasch klar, dass auch die Erkundung der Umgebung der Planung bedarf. Auf der einen Seite des schmalen Landstrichs mit Dünen und biederen Häuschen befindet sich die Ostsee, auf der anderen das Kurische Haff und auf Spazierwegdistanz vom Ort mit etwas mehr als tausend Einwohnern verläuft ohnehin die Grenze zu Russland, das sich hier zwischen Polen und Litauen zwängt. Die Stadt Kaliningrad, das ehemalige Königsberg, ist nämlich nicht weit weg. Hier werde noch patrouilliert, erzählt Wolfgang Bender, aus Vorarlberg stammender, vor allem in Wien tätiger Künstler, Jahrgang 1960, am Telefon. Am Tag davor erreichte die VN-Redaktion nur eine SMS mit dem Inhalt, dass es in Litauen oft tagelang keinen Strom gibt. Die E-Mail mit dem Konzept zu einer Ausstellung kam gerade noch durch.
Vom Aufenthalt profitiert
Macht es überhaupt Sinn, Künstler dorthin zu verfrachten? Seit einigen Jahren unterhält das Land Vorarlberg in Nida ein Atelier, das heißt, die Kulturabteilung beteiligt sich am Artist-in-Residence-Programm. Die Dornbirnerin Maria Mäser hatte sich dort mit der Romantik beschäftigt. Landschaftsbilder illustrieren ihren Bericht, den das Land von seinen Stipendiaten einfordert. Caspar David Friedrich oder E.T.A Hoffmann frequentierten einst die Kurische Nehrung. Mäser hat sich auf deren Spuren gemacht. Mit mehreren Licht-Installationen hat sich der Aufenthalt in Nida im OEuvre von Liddy Scheffknecht niedergeschlagen. Auch sie betonte im Gespräch mit den VN, enorm vom Aufenthalt profitiert zu haben.
Für Künstler sei Nida weniger Einöde als Kommunikationsort, bestätigt Wolfgang Bender. Die Installation, die er realisiert hat, erschließt sich dem Betrachter nur bei Auseinandersetzung mit einem früheren Werk. Im Museum moderner Kunst in Wien fotografierte er eine Dame, die sich weniger mit den Objekten als mit ihrem ipad oder iphone beschäftigte. Im Hintergrund ist ein Bild von Christopher Williams mit einem Blumenstrauß zu sehen. Ein solcher Strauß ist nun bis Mai als Installation im Kunstort Kiosk in Nida ausgestellt, einem kleinen Raum, der von verschiedenen Seiten einsehbar ist. Die Vernissage fand am Gründonnerstag statt. Dass Betrachter das Werk mit österlichen Ritualen in Beziehung bringen könnten, lässt Bender offen. Auf subtil-poetische Art fordert er jedoch Auseinandersetzung, wenn er die Besucher auf seine Homepage lockt bzw. auf Glasbilder verweist, wie er sie zuletzt in Rom präsentiert hatte. Zeichen oder auch kurze Sätze sind auf Glasfundstücken eingeritzt. Allein mit der Frage, woher das Glas stammt, eröffnet Bender Assoziationsketten, die ins Private reichen oder Aspekte der Geschichte wichtig werden lassen. Ein vielschichtiges Werk, dem demnächst auch in der Galerie allerArt in Bludenz zu begegnen ist und im Herbst im Bregenzer Künstlerhaus.



Zur Person
Wolfgang Bender
Geboren: 1960 in Dornbirn
Ausbildung: Universität Mozarteum Salzburg
Ausstellungen: Nida, Österreich. Kulturforum in Rom Galerie Lisi Hämmere, Kunsthalel Wien, Galerie Sechszig, Küsntlerhaus Bregenz etc.
Auszeichungen: Staatsstipendium für bildende Kunst u.a.
Wohnort: Wien, zurzeit Nida in Litauen
Arbeiten von Wolfgang Bender sind auch ab 27. April in einer Ausstellung zu Kunstankäufen des Landes in der Galerie allerArt in Bludenz zu sehen.
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