Faszinierende Reisecollage als reizvoll klingendes Kino im Kopf

Kultur / 11.05.2017 • 19:08 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Das Stück „Atlas der abgelegenen Inseln“ basiert auf einem Buch von Judith Schalansky. Foto: LT/Anja Köhler
Das Stück „Atlas der abgelegenen Inseln“ basiert auf einem Buch von Judith Schalansky. Foto: LT/Anja Köhler

Landestheater überraschte mit einem aktuellen Musiktheater für Jung und Alt.

DORNBIRN. Aktuelles Musiktheater kann, wenn es sein muss, auch mit reduzierten Mitteln große Wirkung erzielen. Gerade vier Akteure zauberten eben eine mit greller Fantasie zur Show aufgepeppte Collage auf die Hinterbühne des Kulturhauses. Die knapp einstündige Produktion des Landestheaters in Koproduktion mit dem Theater „makemake“ Wien, dem Landeskonservatorium und der Stadt Dornbirn ist als Musiktheater ab zehn Jahren gedacht, erreichte aber bei der Premiere gestern Vormittag eine weit über das wache junge Zielpublikum hinausreichende Wirkung.

Überraschungen

Das Stück „Atlas der abgelegenen Inseln“ basiert auf der Idee in Judith Schalanskys Erfolgsbuch, dass Reisen mit dem Finger auf der Landkarte und in der eigenen Vorstellungkraft eine Fülle ungeahnter Eindrücke und Erlebnisse bieten kann. Die Umsetzung in die Realität einer karg ausgestatteten Bühne (Christian Schlechter) hat dann, zumindest für die Belesenen, auch so etwas wie Robinson-Crusoe-Romantik, geht es doch um unentdecktes Terrain, das auf der Leinwand und am Bühnenboden genau definiert wird. Doch jede dieser gefahrvollen Expeditionen und Eroberungen, die eine Unzahl von Stimmungswechseln, raschen Verkleidungen und tempogeladenen Tanzszenen mit sich bringen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Macht nichts, denn es ist ja nur Kino im Kopf, bei dem aber auch die im Original enthaltene sozialkritische Note hängenbleibt: Unterdrückung, Abholzung des Regenwaldes, Fremdsein. Die Regie von Sara Ostertag arbeitet in einer ausgeklügelten, immer wieder von feinem oder derberem Humor durchzogenen Inszenierung mit vielen Bildern und Überraschungseffekten, wenn etwa die Akteure, zum Gaudium der Youngsters, urplötzlich in weißer Unterwäsche dastehen.

Multialent

Als Multitalent als packend erzählende Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin entpuppt sich die quirlige Schweizerin Laura Eva Meuris, elegant und biegsam tanzt sich die androgyn wirkende Michèle Rohrbach durch ihre vielen Partnerrollen. Die eigens von Hannes Dufek neu komponierte Musik wirkt durch das Ineinander von Elektronik-, Opern- und Popzuspielungen und Livemusik. Der Kleinwalsertaler Klarinettist Samuel Eder und der südafrikanische Bratschist Zuko Samela liefern dazu illustrative, auch vierteltönige Duette inklusive Bühnenaction, was dem Geschehen zusätzlich einen multikulturellen Reiz verleiht.

Weitere Vorstellungen im Kulturhaus Dornbirn: 14. Mai, 15 Uhr; 15. Mai, 18 Uhr und Schülervorstellungen: www.landestheater.org