Überzeugendes Glaubensbekenntnis, das nachklingt

Herbert Heinzles neue „Meschacher Messe“ hinterließ einen starken Eindruck.
GÖTZIS. Unter besonderen musikalischen Vorzeichen stand die Sonntagsmesse in der Pfarrkirche St. Ulrich. Die mit Spannung erwartete Uraufführung der „Meschacher Messe“ des Götzner Komponisten Herbert Heinzle (75) nach eigenen deutschen Texten (die VN berichteten) wurde von den zahlreichen Kirchgängern mit spontanem Applaus aufgenommen. Heinzle leitete dabei ein aus dem Kirchenchor Kobelwald in der Schweiz, der Götzner „Harmonie“ und Projektsängern zusammengestelltes, ca. 50-köpfiges klangvolles Vokalensemble, an der Orgel begleitete Barbara Koller. Die neue Messe, die sich formal nicht am gewohnten Ordinarium der lateinischen Messe, sondern an praxisnahen Gegebenheiten der Liturgie orientiert, ist ein dem Naturell des Komponisten entsprechend traditionsverbundenes Werk.
In einer Fülle musikalischer und textlicher Ideen hat Heinzle in der zweiten Messkomposition seine musikalische Ausdrucksweise deutlich weiterentwickelt. Die vertraute Dreiklangs-Harmonik im heimeligen Volkston des gut klingenden vierstimmigen Satzes enthält unerwartete Hürden für die Sänger – „schräge“ Akkorde, die aus der Reihe tanzen und für Amateure nicht eben einfach zu bewältigen sind, rasche Wechsel zwischen Dur und Moll oder polyphone Ansprüche. Heinzle hat seine Sängerinnen und Sänger diesmal also besonders gefordert, doch mit spürbarer Motivation werden auch diese Hürden genommen. Es gelingt eine saubere, frische Wiedergabe, die den besonderen Charakter jedes der sechs Lieder unterstreicht und den Zuhörern damit als gesungenes Gebet, als überzeugendes Glaubensbekenntnis näherbringt. Dadurch erhält die Messe bei aller Einheitlichkeit auch viele dynamische und gestalterische Schattierungen. Besondere Sorgfalt hat Heinzle auch auf einfache, aber einprägsame Texte gelegt, die seine stark religiöse Bindung zeigen. Trotz der Betonung auf gute Aussprache ist im bekannt überakustischen Kirchenraum freilich nicht jedes Wort verständlich.
Dankgesang
Schon der „Einzug“ gibt in einem „Jauchzen“ den grundsätzlich freudigen Charakter des Werkes vor, das „Gloria“ artikuliert das Lob Gottes in großer Geschlossenheit. Demütig verhalten ist das Lied zur „Gabenbereitung“, das „Sanctus“ choralartig. Einen besonderen Zuschnitt besitzt das „Vater unser“, das auf einer früheren Komposition Heinzles für die „Vogelweider“ basiert. Es ist das freieste Werk, das sich in polyphone Bereiche und für Heinzle ungewohnt neue Harmonien vorwagt. Zur eingängigsten Melodie hat sich schon jetzt unter den Sängern das Schlusslied mit dem Psalm-Motto „Singet dem Herrn ein neues Lied“ entwickelt, ein in bewegtem Tempo aufrauschender, freudiger Dankgesang an Gott, der noch lange nachklingt.
Weitere Aufführung der „Meschacher Messe“ von Herbert Heinzle:
4. Juni, 10 Uhr, Pfarrkirche Kobelwald/CH