Grandioses und überraschendes Bläserklangspektakel

Das SBV feierte sein 20-Jahr-Jubiläum mit einem hinreißenden Konzertabend.
FELDKIRCH Das war am Samstag vor vollbesetztem Parkett im Montforthaus ein Jubiläumskonzert, wie man es sich für das Sinfonische Blasorchester Vorarlberg nur wünschen konnte: mit einer Weltklasse-Solistin, glänzenden musikalischen Leistungen des auf Topniveau aufgestellten Orchesters und dem grandiosen Klangspektakel einer audio-visuell gestützten Uraufführung. Im Mittelpunkt vieler Würdigungen stand natürlich Gründungsdirigent Thomas Ludescher (48), der stets die Einmaligkeit seiner Truppe bewahrt und punktgenau abgerufen hat.
Das aufwendige Abendprogramm dokumentiert die bewegte Geschichte dieses Klangkörpers, mit dem Ludescher 1997 alle Klischees der Blasmusik über Bord geworfen hat und etwas Besonderes sein wollte, nämlich ein Blasorchester in unmittelbarer Nähe zum Symphonieorchester. Der Knackpunkt des Gelingens war mit Strawinskys „Sacre du printemps“ in verblüffender klanglicher Umsetzung erreicht, der Weg ins Blasmusik-Mekka Kerkrade damit geebnet, wo das SBV drei Mal als eines der weltbesten Blasorchester gefeiert wurde. Meinungsunterschiede führten zum Austritt aus dem Blasmusikverband, der Hype um das SBV ebbte ab, das sich nun als gemeinnützige GmbH. unter Geschäftsführer Elmar Rederer auch mit Inklusionsbemühungen neu formierte und in kleineren Sälen auftrat. Mit dem Jubiläumskonzert ist Thomas Ludescher nun wieder ins Montforthaus zurückgekehrt und konnte erneut so punkten wie damals. Da ist dann auch wieder der unverkennbar ausgeprägte Klang, den er mit seiner rund 80-köpfigen Standardbesetzung mit Spitzenleuten aus der gesamten Region in perfekter Abmischung der einzelnen Register zu erzeugen weiß, und der zum Markenzeichen des SBV geworden ist. Ein Wald von Klarinetten und anderen Hölzern als Streicherersatz steht einer gepanzerten Blechbläserphalanx gegenüber, mit vier wuchtigen Tuben als Grundlage, reichlich Schlagzeug und der hier üblichen Sonderausstattung mit Harfe, Klavier und Kontrabass. Ausgefuchste Intonation und eine traumwandlerische technische Perfektion sind vom ersten Moment an weitere Garanten für einen Abend, der dem anspruchsvollen Blasmusikfreund das Herz höher schlagen lässt. Ludescher trumpft gleich mit seinen eigenen hymnischen „Embracing Sounds“ auf, das mit Bläsergruppen auf der Galerie und an der Rampe den Saal mit einem umwerfenden Raumklang erfüllt. Internationalen Starglanz bringt die israelische Klarinettistin Shirley Brill (35) ins Geschehen, die als Solistin souverän in allen Registern, auf wunderbar spielfreudige und lyrische Weise Aaron Coplands jazzbetontes Klarinettenkonzert in einer Bearbeitung zu sprühendem Leben erweckt.
Samt Jodler und Didgeridoo
Imposante Klangmassen hat Jules Strens, belgischer Wegbereiter der modernen Blasmusikkomposition, in seinem „Danse Funambulesque“ ins Korsett eines perfekten Arrangements auf polyrhythmischer Basis gesteckt, bei dem die Schlagzeuger viel zu tun kriegen. Bernsteins populäre „Candide“-Ouvertüre fährt wie ein Sturmwind durch den Saal, angefeuert durch Ludeschers Dirigat. „Give us this day“ des Amerikaners David Maslanka basiert auf dem „Vater unser“ in einer eigenwillig buddhistischen Deutung und gibt Konzertmeister Erich Berthold an der Klarinette Gelegenheit zu einem schön geblasenen Solo. Zum erwarteten Programmhöhepunkt wird die Uraufführung des von Thomas Ludescher gemeinsam mit IT-Fachmann Stefan Meusburger komponierten Werkes „A Planet’s Breath“, bei dem in einer mit Video-Performance (Franz Kuttelwascher) unterstützten Metapher dem Atem in den Kulturen der Welt nachgespürt wird. Ein alpenländischer Jodler (Evelyn Fink-Mennel), das armenische Volksinstrument Duduk und ein australisches Didgeridoo in Form eines abgesägten Alphorns (Johannes Bär) ergeben faszinierende Überschneidungen mit dem Orchester und lösen Begeisterung und zwei Zugaben aus. Dies ist der Weg, den das SBV laut Ludescher auch in Zukunft forcieren wird.



Hörfunkwiedergabe:
13. November, 21.05 Uhr,
Radio Vorarlberg