Liebeserklärung auf Bildern

Kultur / 13.10.2017 • 18:37 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Der Künstler hat sich intensiv mit Siebdruck und Pinselzeichnungen beschäftigt.
Der Künstler hat sich intensiv mit Siebdruck und Pinselzeichnungen beschäftigt.

In der Galerie Sechzig blättert Lorenz Helfer „Beziehungsporträts“ auf und zeigt Siebdrucke.

FELDKIRCH Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass Lorenz Helfer im Rahmen des Künstler-Austauschprogramms des Landes Vorarlberg in Bilbao war. Eine Zeit, in der sich der Maler und Zeichner intensiv mit dem Siebdruck und mit Beziehungen auseinandergesetzt hat, wie das im Oktober 2016 in Bilbao entstandene Buch „Beziehungsporträts“ titelt. Das Buch und die Fortsetzung des Themas in Siebdrucken und einer großformatigen Pinselzeichnung auf Papier stehen im Mittelpunkt der aktuellen Ausstellung von Kunst Palais Liechtenstein, die im Ausweichquartier der Galerie Sechzig zu sehen ist.

Emotion durch Bewegung

Kämmen, erzählen, posieren, schmusen, verführen, trösten, beruhigen – es sind ungemein berührende Momente aus einer Beziehung, die Lorenz Helfer in dem Buch festgehalten hat. Eigentlich eine Liebeserklärung, zutiefst persönlich, intim und doch allgemeingültig hat er Bilder gefunden, in denen man sich auch als Betrachter verlieren und wiederfinden kann. Dass sich Beziehungen zwischen zwei Menschen abspielen, scheint naheliegend, im Fall von Lorenz Helfer aber nicht zwingend. „Beziehungen haben mich immer schon interessiert“, sagt der Künstler, meint damit aber auch das Verhältnis von Dingen und Objekten zueinander und verweist auf einen seiner Lieblingsmaler, Giorgio Morandi, in dessen Stillleben Vasen und Krüge, in weichem Licht und sanften Farben gemalt, auch fast eine Liebesbeziehung oder zumindest etwas wie gegenseitige Zuneigung zu verraten scheinen. Erst aus diesem abstrakten Gedanken heraus ist Lorenz Helfer zu den Figuren gekommen, und nicht umgekehrt, wie man vielleicht meinen möchte. Während man einem Gegenstand nur begrenzt Emotion einhauchen kann, leben die Figuren des Malers ihre Gefühle grenzenlos aus, weniger durch ihre Mimik als vielmehr durch Bewegung und Gesten. So beginnt die Arbeit an jedem Blatt mit dem Zeichnen der Hände und Arme der Figuren, aus denen sich ihre Haltung zueinander ergibt, und erst zum Schluss, stark reduziert, kommen die Gesichter dazu.

Malerisch

„Es ist auch eine malerische Herausforderung, dass sich die Dinge im Bild mögen“, so Lorenz Helfer, der damit auch im grafischen Schaffen, mit dem sich der Künstler erstmals in dieser Dichte der Öffentlichkeit präsentiert, ganz der Maler, seinem Duktus verhaftet, bleibt.

Schwebend leicht, ohne Rahmen gehängt, steht ausdrucksstark der Pinselstrich im Fokus und verleiht der sonst häufig flächig und dadurch plakativ wirkenden Siebdrucktechnik einen frischen, malerischen Touch. Lorenz Helfer hat mit viel Freude an der für ihn neuen Technik und ihren Möglichkeiten im Druckwerk Lustenau gedruckt, wo er seit seiner Rückkehr nach Vorarlberg häufig gearbeitet hat und das er derzeit interimistisch leitet.

Papierbahn

Auf der rechten Seite des Raumes, diesen über Ecken und auf die ganze Länge wie ein Fries durchlaufend, der meterlange Anfang einer unendlichen Papierbahn, das Ende eingerollt. In den mit Ölfarbe gezeichneten, tagebuchartigen Szenen, die sich wie eine Chronologie lesen lassen, steckt jede Menge Autobiografisches. Erlebtes und
Geschautes, wie etwa das katzenartige Wesen, das einen Rock hochhebt, zärtliche Momente, wie die unter einer Decke hervorlugenden Füße oder der Überfall auf den Künstler. Narrativer und zugleich näher bei sich selbst hat man den Künstler Lorenz Helfer bisher nicht gesehen. AG

Narrativer und zugleich näher bei sich selbst hat man den Künstler Lorenz Helfer bisher nicht gesehen.  ag
Narrativer und zugleich näher bei sich selbst hat man den Künstler Lorenz Helfer bisher nicht gesehen.  ag

Zur Person

Lorenz Helfer

Geboren 1984 in Hohenems

Ausbildung Universität für Angewandte Kunst in Wien (Klasse Wolfgang Herzig, Johanna Kandl)

Ausstellungen u.a. in Bregenz, Innsbruck und Wien

Auszeichnungen Stipendium der Emanuel und Sofie Fohn Stiftung, Förderungspreis des Landes Vorarlberg

Wohnort Bregenz

Die Ausstellung ist in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. Geöffnet bis 10. November, Do und Fr, 15 bis 18 Uhr, sowie nach telefonischer Vereinbarung: 05522/3041271.