Wie eine abgelegte Haut

Zeichnungen und Skulpturen der Künstlerin Monika Supé in der Galerie „allerArt“.
BLUDENZ Das totale Weiß, das einen im „allerArt“-Ausstellungsraum umfängt, blendet. Als Besucher fühlt man sich zunächst ein bisschen so, als wäre man in eine Zeichnung, auf ein schneeweißes Blatt Papier geraten. Darauf setzen die erstaunlichen Arbeiten der deutschen Künstlerin Monika Supé starke Akzente.
Kokonartige Objekte
Im Mittelpunkt der letzten Präsentation, die das erste von Andrea Fink kuratierte Ausstellungsjahr in der Galerie „allerArt“ abschließt, stehen Zeichnungen und Drahtobjekte, viel mehr aber noch der Raum. Ihn thematisiert Monika Supé, die eigentlich aus der Architektur kommt, aber immer schon gezeichnet hat und deren Arbeiten zwischen Zwei- und Dreidimensionalität hin und her springen. Ihn, den Raum, hat die Künstlerin lange Zeit auch in ihren Zeichnungen gesucht. Bis sie mit Draht auf ein Material gestoßen ist, mit dem sich im Raum zeichnen lässt. Der Draht funktionierte als ihr Strich, aber wo sollte die Schwärze der Schraffur herkommen? Irgendwann hat Monika Supé den Draht mit einer handelsüblichen Häkelnadel zu einem Geflecht verhäkelt und in weiterer Folge zu Objekten, für die sie bis zu 2000 Meter Draht verarbeitet hat. Die kokonartigen Objekte, Hüllen, gehören zu Serien, die „Kopfbedeckung“, „Kopfmantel“, „Kleiderkörper“ oder „Ummantelung“ heißen, haben allesamt mit dem Menschen zu tun, mit seinem Körper und dem, was ihn umgibt. Diese Grenze von Körper, der durchlässig ist, alle Seiten gleichzeitig sehen lässt und nur als Oberfläche existiert, und Raum greift auch der Titel der Ausstellung in Bludenz auf.
Luftig und leicht
„(In)finitum“ handelt von Begrenzung und Unendlichkeit, von Material und Leere, von Innen und Außen. Luftig und leicht wirkt ein im Raum schwebender „Kleiderkörper“, wie eine abgelegte Haut, als hätte jemand ein Stück von sich ausgezogen.
Mit Zeichnungen, in denen Monika Supé mit dem Tuschestift strickt, kehrt die Künstlerin in die Zweidimensionalität zurück. Motiv und Thema der aufwendigen und arbeitsintensiven Blätter sind Körperausschnitte von enormer Plastizität. Maschen in den Größen S bis XL, die die Körper wie in Strumpfhosen erscheinen lassen, aufs Blatt bringend, spielt die Künstlerin mit Perspektive und Ansicht. Auch das Unperfekte hat Raum in den Zeichnungen. Kleine Unregelmäßigkeiten im Strickmuster sorgen für eine lebendige Wirkung. Fallende Maschen, die das bis dato Geschaffene verändern, quasi aus der Gegenwart in die Vergangenheit wirken, lassen die Dimension Zeit auf einer weiteren Ebene ins Werk einfließen und stellen nebenbei die lineare Auffassung von Zeit auf den Prüfstand.
Zur Person
Monika Supé
Geboren 1967 in München
Ausbildung Studium der Architektur an der TU München,
Laufbahn Lehraufträge und Professur für Raumgestaltung an der Akademie für Mode und Design in München, Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen u.a. in München, Bamberg, Frankfurt, Venedig
Auszeichnungen Kunstpreis der Stadt Schwabach, Publikumspreis Kulturverein Berg u.a.
Wohnort Schäftlarn/D
Geöffnet in der Galerie allerArt in der Remise Bludenz, Am Raiffeisenplatz 1, bis 7. Jänner 2018, Mi bis Sa, So und Feiertag, 15 bis 18 Uhr, am 24. und 31.Dezember geschlossen.