Auf ein Frühstücksei mit Moritz von Uslar

Auf ein Frühstücksei mit …
Moritz von Uslar
175 Seiten
KiWi
Schimmelbuschs Kurzgeschichten sind erhaben, Moritz von Uslars Kolumnen witzig.
Romane Moritz von Uslar ist so etwas wie der Truman Capote von Deutschland. Kaum einer schafft es so beschwingt, mit der Gesellschaft und den Prominenten redaktionell umzugehen, ohne gleich am Boulevard zu landen, wie Uslar. Angefangen hat Uslar in der Münchener Kaderschmiede „Tempo“, ein Zeitgeistmagazin der 1980er-Jahre, welches immerhin so zentrale Autoren wie Christian Kracht, Peter Glaser, Maxim Biller – allesamt Autoren zwischen Kapitalismus und Rebellion – herausbrachte.
Die schönsten Momente mit Uslar konnte man einige Jahre später verbringen: Seine „100 Fragen an . . .“, eine knackige Fragerunde mit Prominenten, wo Uslar sich auch kein Blatt vor den Mund nahm und dabei Interviewpartner wie Mick Jagger oder George Clooney leicht in Bedrängnis brachte. Diese Interviews ließen das Magazin der Süddeutschen gleich um ein Vierteljahrhundert jünger aussehen und machten Uslar zu einer bekannten Marke. Die Jahre vergingen und „Auf ein Frühstücksei mit . . .“ ist nun eher eine Interviewsammlung auf die gemütliche Tour.
Mehr Pfeffer gewünscht
Uslar will seine Interviewpartner nicht mehr brüskieren wie seinerzeit, sondern geht auf ein nettes Frühstück und plaudert mit ihnen. Der Reiz dieses Sammelbandes liegt darin, die Geschichten mit dem Blick durch den Rückspiegel zu betrachten, im Wissen, dass Dinge schon passiert sind, der Wahl-Bauchfleck von der SPD-Spitze Martin Schulz beispielsweise, und natürlich auch tragisch, ein kluges Gespräch mit dem bereits verstorbenen Hellmuth Karasek, oder rebellisch, mit dem „Freitag“-Chefredakteur Jakob Augstein. Fazit: Bis Weihnachten hat man das Buch gut durch, auch wenn man sich an die Vorgabe hält, mit den Interviewpartnern ein Frühstücksei zu genießen. Herrn Moritz von Uslar darf man wieder ein bisschen mehr Pfeffer wünschen, das müsste ja gehen!
Andreas Schimmelbusch, der aus Frankfurt am Main stammt und auch in der Film- und Theaterbranche tätig ist, ist einer der neuen Jungen Wilden in Deutschland. Hat der schon Jobs gehabt, von der Wallstreet bis zum Filmemacher! „Hab nichts mehr außer mir“ heißt sein erster Kurzgeschichtenband, gut lesbar, sofern man sich einmal an die Struktur der filmisch geschriebenen Geschichten gewöhnt hat. Also beim Lesen läuft wirklich der Film ab, das ist jetzt nicht dahergeredet, sondern sogar den für den Film üblichen Cut baute der Autor ein.
Alles ist erleuchtet
Sturm und Drang fällt mir dazu zuerst ein. Tatsächlich geht es um die Liebe und um das Leben, jetzt nicht nebensächlich, sondern so ganz in echt, und das ohne peinlich zu wirken. Andreas Schimmelbusch schreibt über junge und nicht mehr ganz so junge Menschen, die innerlich brennen, wahnsinnig unsicher sind, doch dabei ganz cool wirken wollen. Auf Schimmelbuschs Art leuchten die Geschichten, manchmal ein Flämmchen, manchmal eine Stichflamme, manchmal verbrennen sie, zumindest innerlich. Leben ist nun mal auch gefährlich.

Habe nichts mehr außer mir
Andreas Schimmelbusch
dtv
253 Seiten