Experte für sinnorientierte Lebenskunst

Das letzte „Pforte“-Projekt der Saison galt dem verstorbenen Günter Funke.
FELDKIRCH Er hat seinen Zuhörern auf ganz besondere Weise „Lebenshilfe“ im eigentlichen Wortsinn vermittelt und dabei seine Spuren auch in Vorarlberg hinterlassen, in Vorträgen im Bildungshaus St. Arbogast, in der „Focus“-Sendung im Radio und bei „Musik in der Pforte“. Nun ist Günter Funke voriges Jahr 68-jährig verstorben. „Pforte“-Kurator Klaus Christa widmete darum das Programm des letzten Projekts der Saison mit einem sorgfältig aus Wort und Musik gestrickten Konstrukt dem verehrten Freund. Schon die Generalprobe am Donnerstag war eindrucksvoll.
Funkes geistiger Wirkungsbereich war weit gespannt. Als persönlicher Schüler des berühmten Viktor E. Frankl, dem Begründer der Logotherapie, erstreckte sich seine Wissensvermittlung vor allem auf die Bereiche Psychotherapie, Existenzanalyse und Theologie. So verkopft das für manche auch klingen mag, fand er als Experte für sinnorientierte Lebenskunst doch stets Wege, seine Zuhörer bei der Hand zu nehmen und ihnen seine Erkenntnisse in populärwissenschaftlicher Form zur praktischen Anwendung klar zu machen. Das war ein großer Teil seines Erfolgs als gefragter Seminarleiter und kam auch in Auszügen seiner privaten E-Mails und Veröffentlichungen im ersten Teil des Abends zum Ausdruck.
Neues geschaffen
Diese Texte bilden auch die Grundlage für die Uraufführung zweier Auftragswerke der „Pforte“ für Streichtrio und Rezitation an Vorarlberger Komponisten, die von ihnen selbst ausgesuchte Textstellen mit ihrer Musik kommentieren und damit Neues schaffen. Der Dornbirner Michael Amann (53) wählt für die kurzen, subtilen Gedanken und Aphorismen eine zerbrechlich einfache, mikrotonale Tonsprache aus sirrenden Flageoletten und Trillern, die sich erst später in kleinste Motive aufsplittert und immer wieder melodramatisch mit dem Text verknüpft wird. Der um eine Generation jüngere und eigentlich auf experimentellen Geigenjazz abonnierte Simon Frick (34) dagegen pflegt in seinem neuen Stück „Das Land, das sie das Leben nennen“ auf einen der letzten, berührenden Texte Funkes über das Abschiednehmen eine romantisch warme, weiche Tonsprache von emotionaler, oft fast archaischer Tiefe, wie sie heute auch dem Trend der Neuen Musik entspricht. In beiden Fällen sind drei Mitglieder des seit vielen Jahren bei der „Pforte“ geschätzten epos:quartetts mit großer Präsenz und Beweglichkeit im Einsatz: Miriam Helms Alien, Violine, Klaus Christa, Viola, und Björg Vaernes Lewis, Violoncello. Gotthard Bilgeri aus Hittisau findet als Rezitator durch seine unprätentiöse Art und eine natürliche Sprachmelodie die Aufmerksamkeit der Zuhörer.
Das weitere Programm ist den musikalischen Vorlieben Funkes mit seinen beiden Fixsternen Bach und Beethoven gewidmet. Klaus Christa spielt Bachs Suite Nr. 5 c-Moll für Cello solo in einer Übertragung für Bratsche, was gegenüber dem Original den Verlust der sonoren Klangfülle des Cellos bedeutet und einen weit herberen, kantigeren Eindruck vermittelt. Zwischen den Sätzen kommen auch Gedichte zweier von Funke besonders geschätzter Dichter und Denker zu Wort, Rainer Maria Rilke und Meister Eckhart aus dem Mittelalter. Beethovens Streichquartett e-Moll, op. 59/2, das mittlere der drei „Rasumowsky“-Quartette, zeigt zum Abschluss das komplette epos:ensemble mit Berit Cardas an der ersten Violine in der stringenten Kompetenz seines klassischen Musikverständnisses. Das durch seine Vielschichtigkeit populäre Werk fordert mit jähen Stimmungswechseln viel Flexibilität von den Ausführenden. Gekonnt changieren sie zwischen zornigen Ausbrüchen im Kopfsatz, dem populären russischen Thema im Trio des Allegretto und dem leicht dahingaloppierenden Finale. Man kann es an den Gesichtern der vier Musiker ablesen, wie sehr ihnen Beethoven ein Anliegen ist.
Weitere Aufführung: 25. November, 17 Uhr, Frauenmuseum Hittisau; Advent-Special der „Pforte“: 16. Dezember, Gasthof „Krone“ Hittisau, 17. Dezember Bildungshaus St. Arbogast, jeweils 16 Uhr