Feinfühlig bis zur phasenweisen Nachdenklichkeit

Hélène Grimaud überzeugte mit außergewöhnlichem Programm beim Meisterkonzert.
Bregenz Die französische Pianistin Hélène Grimaud und das Kammerorchester des Bayerischen Rundfunks unter der musikalischen Leitung von Konzertmeister Radoslaw Szulc haben im Bregenzer Festspielhaus im Rahmen des Meisterkonzerts mit Werken von Haydn, Beethoven, Samuel Barber und Valentin Silvestrov einen musikalisch passenden Auftakt zur Adventzeit gesetzt. Die Musikerinnen wurden von Szulc zu frischer und geradezu durchsichtiger Spielweise animiert. Die ungewöhnliche Programm-Mixtur bescherte ein zweistündiges Konzerterlebnis, das meditative Passagen und mitreißende Musizierfreude gleichermaßen vermitteln konnte. Der begeisterte Beifall wurde wiederholt durch Zugaben der Solistin oder des Ensembles belohnt.
Zu Beginn ertönte das 1938 durch Toscanini in New York uraufgeführte „Adagio für Streicher“ von Samuel Barber (1910-1981). Die in der äußeren Erscheinung beinahe knabenhaft und burschikos wirkende Pianistin Hélène Grimaud interpretierte anschließend im offenen Dialog mit dem Ensemble das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4, G-Dur, von Beethoven. Bei aller grandiosen Spieltechnik agierte Grimaud nicht draufgängerisch, sondern vielmehr feinfühlig bis zur phasenweisen Nachdenklichkeit. Ein Hörerlebnis, das vom Publikum begeisterten Beifall erhielt.
Der zweite Konzertteil führte den überwiegenden Teil der Zuhörer wohl in absolutes Neuland. Der Komponist Valentin Silvestrov (80) aus Kiew wurde von Grimaud und Szulc mit zwei durchwegs ruhig fließenden, eher meditativen und an klassischen Vorbildern orientierten Werken präsentiert.
Zunächst „Der Bote“ in der Fassung für Klavier und Streicher (1996) und anschließend „Zwei Dialoge mit Nachwort“(2002). Als Zugabe zelebrierten Grimaud und Primgeiger Szulc eine Vocalise für Klavier und Violine von Sergei Rachmaninow.
Nach Sentiment und zeitgenössischer Beschaulichkeit sorgte zuletzt Erzmusiker Joseph Haydn (1732–1809) mit der sechssätzigen Sinfonie Nr. 60 C-Dur „Der Zerstreute“ für ein mit musikantischen Späßen gespicktes Finale. Mit einem rhythmischen Feuerwerk als Zugabe verabschiedete sich das Kammerorchester des BR. WK
Nächstes Bregenzer Meisterkonzert mit den Wiener Symphonikern am 24. Februar 2018
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