Die Europahymne einmal auf Wälderisch

Festival „Alpenarte“ wartete mit weiteren Überraschungen auf.
SCHWARZENBERG Besser als mit Beethovens zur Europahymne umfunktionierter „Ode an die Freude“ aus seiner „Neunten“ lässt sich der europäische Gedanke wohl nicht manifestieren. Dieses Stück bildete als überraschende Zugabe denn auch den „Hammer“ beim „Europa“-Konzert am zweiten Abend des jungen „Alpenarte“-Festivals im Angelika-Kauffmann-Saal mit einem um Sopran (Tanja Ruzdjak) und Schlagwerk (Filip Mercep) erweiterten, wunderbar aufeinander eingespielten Kammermusik-ensemble. Wer wollte, konnte nach eingeblendeten Texten die zweite Strophe sogar im Wälder Dialekt mitsingen. Da hielt es das Publikum vor Begeisterung nicht mehr auf seinen Sitzen.
Sie strotzen geradezu vor Einfällen und höchster Motivation für die Sache, der bei dieser dritten Saison als „Intendant in Residence“ agierende Gitarrist Petrit Çeku aus dem Kosovo und der erstmals als Leiter des Festivals tätige deutsche Klarinettist Sebastian Manz. Er hat, wie berichtet, die Nachfolge des Liechtensteiner Musikmanagers Dražen Domjanić angetreten, dessen Konzept mit der Verantwortlichkeit jeweils eines jungen Musikers für Organisation und Programmgestaltung eines Festivalteiles nun wirklich aufzugehen scheint.
Künstlerisches Profil
Vor allem aber ist es die exzellente Qualität der bereits international tätigen jungen Musikerinnen und Musiker aus sieben Ländern, die überzeugt und dem Festival sein künstlerisches Profil gibt. Die Gitarre in ihrer Vielfalt steht diesmal im Zentrum des Gesamtkonzeptes. In symmetrischer Anordnung nehmen je zwei Bearbeitungen für Gitarre(n) durch Çeku und Manz ein Originalwerk für dieses Instrument in ihre Mitte. Das ermöglicht Quervergleiche, wie man die klanglich eher begrenzten sechs Saiten auch unverstärkt effektvoll zu verblüffender Wirkung bringen kann, von zarten solistischen Harfenanklängen bis zu rhythmisch knackiger Begleitung. Die sorgfältigen Bearbeitungen wahren die Substanz des Originals, lassen aber gleichzeitig auch, ohne dem Werk Gewalt anzutun, etwas völlig Neues entstehen. So wird etwa aus einer klassischen Symphonie von Sorkocevic ein Gitarrentrio von Petrit Çeku, Tomislav Vuksic und Pedro Ribeiro Rodrigues, mit dem zusammen sich auch Sebastian Manz in originellen Variationen von Jean Francaix als herausfordernder Klarinettist in vielen Facetten präsentiert.
Auch Mozarts Klaviersonate a-Moll entsteht in Çekus Bearbeitung mit diesem Gitarrentrio ganz ohne Einbußen ihres kompositorischen Reichtums, dazwischen hat sich Manz selbst Beethovens Klavierthema „Die Wut über den verlorenen Groschen“ im Sextett mit den Streichern Sara Domjanić und Tetiana Lutsyk, Violine, Isidor Timotijevic, Viola, und Marie Spaemann, Violoncello, zurechtgebastelt. Grundpfeiler bilden zwei Originalwerke, Boccherinis berühmt-effektvolles „La Ritirata de Madrid“ aus seinem Gitarrenquintett mit Tomislav Vuksic, Gitarre, und der erwähnten Streicherbesetzung, sowie ein duftig-virtuoses Trio von Paganini für die gleichberechtigten Instrumente Violine (Rosanne Philippens), Gitarre (Petrit Çeku) und Violoncello (Marie Spaemann). JU
Das nächste „Alpenarte“-Festival findet vom 25. bis 28. Oktober 2018 in Schwarzenberg statt. Intendant in Residence ist der Cellist Andrei Ionita.