Musiktipps. Von Fritz Jurmann
KÜNSTLER Lucas Debargue, Klavier
ALBUM Schubert, Szymanowksi
PRODUKTION/VERTRIEB SONY Classical
Der Gralstempel der Schubertpflege in Vorarlberg, die Schubertiade, blieb dem jungen französischen Pianisten Lucas Debargue bisher verschlossen. So gastiert er nun bei den Bregenzer Meisterkonzerten mit dem Ravel-Konzert G-Dur, macht aber auf seiner dritten CD auch eine verstörende Sicht auf Schubert deutlich. Dessen selten kombinierte Sonaten a-Moll und A-Dur geraten bei ihm in den Zwiespalt von Abgründigkeit und zarter Poesie. Dass Debargue diese noch mit der zweiten, stilprägenden Szymanowski-Sonate A-Dur von 1910 kombiniert und ein dicht gesponnenes Netz zwischen beiden freilegt, spricht für künstlerischen Weitblick. Unglaublich für diesen Mann, der eigentlich aus dem Nichts kam, nicht einmal ein eigenes Klavier hatte und auf Anhieb beim gefürchteten Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb 2015 zum Star wurde.
Konzert am 17. April, 19.30 Uhr, Bregenz, Festspielhaus.
KÜNSTLER Emmanuel Tjeknavorian, Violine
ALBUM SOLO
PRODUKTION/VERTRIEB SONY Classical
Der Name dieses Debüt-Albums ist Programm – der seltene Fall einer Einspielung, bei der eine einzige Violine sich über 80 Minuten im Solo beweisen muss. Um solch klanglicher Einsamkeit spannend zu begegnen, bedarf es schon eines mit perfekter Technik ausgestatteten Virtuosen wie des 1995 in Wien mit armenischen Wurzeln geborenen Emmanuel Tjaknavorian. Er spannt über gut 250 Jahre europäischer Musikgeschichte einen Bogen und lässt ihn zur aufregenden „Gratwanderung ohne Geleitschutz“ werden, wie es der Booklettext verheißt. Bachs Chaconne in d-Moll gibt die Strukturen einer exzellent exekutierten Mehrstimmigkeit vor, Bewunderer wie Ysaye, Prokofiev oder Enescu folgen. Ein Sonderfall ist die wiederum an Bach orientierte Suite „Alpine Tanzmusik für Solovioline“ des Salzburgers Christoph Ehrenfellner.
Konzert bei „Dornbirn Klassik“, 18. April, 19.30 Uhr, Kulturhaus.
KÜNSTLER Christian Gerhaher, Bariton, Gerold Huber, Klavier
ALBUM Franz Schubert „Die schöne Müllerin“
PRODUKTION/VERTRIEB SONY Classical
Die beiden Langzeit-Garanten für spannende Liederabende pausieren nach 14 gemeinsamen Auftritten seit 1999 zwar heuer bei der Schubertiade. Dafür hält diese zweite „Schöne Müllerin“ von Christian Gerhaher und Gerold Huber das Interesse an dem außergewöhnlichen Bayern-Duo wach. Unter besonderen, veränderten Vorzeichen freilich, weil sie als weltweit gefeiertes Gespann nichts mehr beweisen müssen und damit eine Neudeutung des Werkes wagen können. Fünf der insgesamt 25 Texte Wilhelm Müllers, die von Schubert nicht vertont wurden, werden nun von Gerhaher rezitiert, durchaus erhellend für Stimmungslage und Seelenzustand des Müllers. Aber auch sein stimmlicher Einsatz, die Nähe zum Klavierpartner haben sich in diesen 14 Jahren verändert. Anstelle von Opulenz sind ergreifende Schlichtheit, perfekte Textdeutlichkeit, vorwärtsdrängende Tempi getreten.
KÜNSTLER Sinfonietta Vorarlberg
Dirigentin Doris Glatter-Götz
ALBUM Neujahrskonzert 2018
BEZUG Rheintalische Musikschule Lustenau
Diese Einspielung dokumentiert sehr schön die Aufbauarbeit der Direktorin der Rheintalischen Musikschule, Doris Glatter-Götz, deren „Sinfonietta Lustenau“ sich seit ihrer Gründung im Jahr 2011 zu einem vielseitig einsetzbaren Klangkörper aus Schülern, Lehrern und Absolventen der Ausbildungsstätte entwickelt hat. Höhepunkt im Jahresprogramm ist jeweils das Neujahrskonzert, mit dem die knapp 70 Musikerinnen und Musiker heuer bereits zum dritten Mal Eingang ins Lustenauer Profi-Konzertabo gefunden haben. Der klanglich fein ausgewogene Live-Mitschnitt davon vermittelt den Eindruck eines ambitionierten Musizierens in der Stimmung um den Jahreswechsel und mit einem ganz speziellen Repertoire. Ein gelungener, erfreulicher Kontrapunkt.
Orchesterkonzert der „Sinfonietta Lustenau“, 17. Mai, 20 Uhr, Lustenau, Reichshofsaal.