Den Menschen zuliebe risikofreudig

Komponist Herbert Willi, Mitinitiator von PulsArt, ist sich sicher, dass neue Musik gehört werden will.
Schwarzach Was spricht dagegen, dass ein Orchester, und zwar im Rahmen seiner Abonnementkonzerte, jährlich einer jungen Komponistin bzw. einem Komponisten einen Termin einräumt? „Nichts“, sagt der Komponist Herbert Willi und tritt damit als Fachmann und einer der erfolgreichsten Künstler seines Genres gegen Veranstalter auf, die weit weniger Offenheit bekunden, als er beim Publikum feststellt. Es gäbe genügend Leute, die sich fragen, wie das klingt, was „die jungen Typen“ so machen und die auch gerne einen Werdegang verfolgen. „Wenn mir niemand Möglichkeiten eröffnet hätte, gäbe es mich gar nicht“, sagt ausgerechnet ein Komponist, dessen Werke von namhaften Orchestern – von den Wiener und Berliner Philharmonikern, dem Cleveland Orchestra etc. – uraufgeführt wurden. Dass es noch ein langer Weg ist, weiß er.
Herbert Willi ist aber jener, der selbst Schritte setzt. Gemeinsam mit Spezialisten aus dem Professorenkollegium am Landeskonservatorium in Feldkirch, mit Francesco Negrini, Martin Skamletz, Vivian Domenjoz, Benjamin Lack und Francisco Obieta hat er das Projekt PulsArt ins Leben gerufen. Angestachelt von der Begeisterung, die junge Interpreten der Musikakademie Marktoberdorf bei der Aufführung eines seiner Werke an den Tag legten, wurde das Ensemble gegründet und damit auch der Lehrplan aufgewertet, denn die Kompositionsstudenten haben die Möglichkeit, eng mit den Ausführenden zusammenzuarbeiten. Einmal pro Jahr will man an die Öffentlichkeit treten und der Stil soll möglichst breit sein.
Viele Menschen erreichen
Willi ist nicht nur der Meinung, dass Musiker, die neue Musik interpretieren, auch Mozart und Beethoven besser spielen und umgekehrt, er erachtet auch die „Phase einer rein intellektuellen Musik“ für abgeschlossen. Die Analyse, der intellektuelle Zugang oder das Handwerk seien sowieso Voraussetzung, Begriffe wie Inspiration und Geheimnis sind ihm wichtig: „Jegliche große Musik hat immer auch ein Geheimnis.“ Im Zusammenhang mit der Musik des 20. Jahrhunderts oft genannte Schulen seien nur ein Spiegel ihrer Zeit. „Es ist wichtig, einen Weg zu finden, dass viele Menschen mitkönnen“, sagt er und beantwortet die Frage, wie dann Gefälligkeit ausgeschlossen wird, mit dem Verweis auf jene echte Inspiration, die im Grunde ein Geheimnis bleibt. Dass er selbst absolut konsequent die Stille sucht und sich keinesfalls wie ein Medium, sondern als Experte mit einer Biografie, die in die Musik einfließt, zu Wort meldet, wurde bereits dokumentiert. „Die Musik bestimmt, wann sie kommt, somit ist Kitsch nicht möglich.“
Hervorragende Studenten
Dass die Studenten am Landeskonservatorium den Anforderungen, die sich einem solchen Ensemble stellen, entsprechen können, davon ist Herbert Willi ebenso überzeugt, wie er seinen Mitinitiatoren bzw. den weiteren Leitern hohen Respekt zollt. Werke von Sofia Gubaidulina, Edison Denissow, Alfred Schnittke und eine Uraufführung von Vassilo Lobanov (geb. 1947) wird man zum Start im Hinblick auf die Einbettung des Programms ins Bodenseefestival mit einem Russland-Motto anbieten. Später stehen unter anderem Werke seiner Studenten Tristan Uth und Raphael Lins auf dem Programm. Lins hat einen speziellen Werdegang. Der Vorarlberger begehrte schon als Jugendlicher Aufnahme in die Kompositionsklasse von Willi, der an sich nur Hochschulabsolventen weiterbildet. Er hat die Hürden genommen, die der Professor seinem Hochbegabten auferlegte und mittlerweile ein Stück komponiert, das jüngst nach der Uraufführung durch das hr-Sinfonieorchester in Frankfurt auf hohe Anerkennung stieß.
„Jegliche große Musik hat immer auch ein Geheimnis.“
Konzert mit dem Ensemble „PulsArt“ am 15. April, 11 Uhr, im Festsaal des Landeskonservatoriums in Feldkirch. Termin in Bregenz: 16. Mai, 19 Uhr, Vorarlberg Museum.