Zwei vom alten Schlag
Wir neigen zu Sentimentalitäten, wenn wir an frühere oder eben vergangene Zeiten denken, wir meinen dann oft, dass damals alles runder gelaufen sei. Das stimmt natürlich nicht, außer in Ausnahmefällen. Um solche handelt es sich hier: Am vergangenen Mittwoch ist Landesrat Erich Schwärzler aus privaten Gründen nach 25 Jahren in der Landesregierung zurückgetreten. Vor dieser Zeit war er noch fünf Jahre im Nationalrat. Das muss man sich einmal vorstellen: Ein Vierteljahrhundert als Verantwortlicher im Land für viele Bereiche, nicht zuletzt mit besonderer Intensität für Integrationsfragen. Dass Vorarlberg so gut durch die schwierigen Flüchtlingszeiten gekommen ist, war nicht zuletzt das Verdienst von Erich Schwärzler und seiner Mitarbeiterinnen. Erich Schwärzler hat sich große politische Verdienste erworben, bei seinem Abschied übrigens auch von allen anerkannt. Wichtiger aber waren die bleibenden Erinnerungen an den Menschen Erich Schwärzler, der zu allen einen Draht fand, dem das Menschliche wichtiger war als so manch andere, scheinbar wichtige Dinge. Er gab sein Wort und er hielt es auch, er versprach Hilfe und er gab sie auch, er machte Zusagen und er stand dazu. Es ist verständlich, aber schade, dass er die politische Bühne verlässt.
Guntram Lins war vor Schwärzler für zehn Jahre Landesrat für Finanzen und Kultur. Dieses Jahrzehnt genügte Lins, der eben seinen 80. Geburtstag feierte, um die Kulturpolitik dieses Landes ordentlich zu durchlüften. Mit ihm, der später auch noch das Philosophicum Lech mitbegründete, setzte nach verkrusteten Zeiten eine neue, offene Gesprächsebene zwischen Kunst, Kultur und Politik ein, mit ihm durfte und sollte die Kultur auch Visionen haben. Seine größte, seine wichtigste Vision war das Kunsthaus, das er gegen alle Widerstände innerhalb und vor allem außerhalb seiner Partei, der ÖVP, durchzog. Da bestätigte sich, dass die Kombination von Finanzen und Kultur eine gute Kombination war, wenn der zuständige Politiker stark genug war. Lins war es. Vorarlberg hätte ohne Lins kein Kunsthaus. Allein das wäre schon Erfolg genug, aber es gäbe auch noch genug anderes aufzuzählen.
Schwärzler und Lins trafen sich erfolgreich in Sachen Flüchtlinge und Integration, Schwärzler als politisch Verantwortlicher, Lins als Präsident des Vereins „Aktion Mitarbeit“, der zum Vorteil des Landes und seiner Menschen Wesentliches in Sachen Integration leistet. Dafür eine tiefe Verneigung vor beiden.
„Vorarlberg hätte ohne Lins kein Kunsthaus. Allein das wäre schon Erfolg genug, aber es gäbe auch noch genug anderes aufzuzählen.“
Walter Fink
walter.fink@vn.at
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
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