Nackte Tatsachen

Berufsvereinigung verfrachtet fünf ihrer Künstler ins Palais Thurn und Taxis.
Bregenz Oben Sex and Crime, unten Reflexion und Tod, dazwischen, das heißt, neben passabler Malerei, auch schon einmal Lack und Leder – kommt die Berufsvereinigung ihrer Aufgabe nach, den Mitgliedern Raum zu verschaffen, lässt man bei der Zusammenstellung auch den Zufall regieren. Im Ganzen gesehen bzw. als nackte Tatsache, wird in der aktuellen Schau mit Arbeiten von fünf Künstlern aus Vorarlberg Nachlässigkeit erkennbar. Das dürfte nicht sein.
Einem Konzept entspricht Maria Jansa hingegen im Alleingang so gut, dass der aufmerksame Besucher im Bregenzer Künstlerhaus Thurn & Taxis wohl am längsten im Keller verweilt. In den 1940er-Jahren unterhielten die Nationalsozialisten ein Gefangenenlager in Fraxern. Dieser Fakt in der Geschichte des Geburtsortes, die geschilderten Kriegserfahrungen des Vaters, Tatsachen, die in der Geschichtsschreibung, wenn überhaupt, lange nur am Rande erwähnt wurden, oder die Ängste, die sie als Kind begleiteten, sowie der Tod sind Themen der Künstlerin (geb. 1949). In aussagekräftig positionierten Dokumenten oder Keramikobjekten, für die die Absolventin der Kunstuni in Linz längst bekannt ist, wird Existenzielles erfahrbar und selbst das letzte Hemd wird in einer Fotoarbeit derart visualisiert, dass es als vielzitierter Begriff wieder Aufmerksamkeit erhält.
In den Arbeiten von Evi Aberer-Grass (geb. 1960) wird die Frohner-Absolventin zwar sichtbar, ihre Malerei hat durch den Farbcharakter aber wohl selbst im Meer der Abstraktion ebenso Bestand wie die großformatigen Arbeiten des Kollegen Harald Gmeiner (geb. 1960), der sich mit enormer Sicherheit im weiten Grenzraum zwischen Figürlichkeit und Abstraktion positioniert.
Banalität und Ironie
Vor den Bildern von German Bolter (geb. 1954) lässt sich kunsthistorisches Wissen überprüfen. Das vom Künstler intendierte kritische Hinterfragen des Frauenbildes der Kirche erschließt sich angesichts der Sujet-Kumulierung von Dali über Botticelli, Porno, Kino-Blockbuster bis Caravaggio und Michelangelo nicht. Unterhaltend mag das Banale ja sein.
Evelyn Rodewald (geb. 1947) hat diesbezüglich mehr auf Lager. Sie bedient zwar auch die Flaneure, lockt aber durchaus subtil und mit einiger Ironie zur Schärfung des Blicks. Ihre arkadischen Landschaften versetzt sie mit Figuren aus Geschichte und Gegenwart, die etwas zu erzählen haben und sei es, um das Bild von Machiavelli zurechtzurücken, das sie vielschichtig verstanden haben möchte. Und der kirschrote Phallus? Nun ja, der hat zumindest Witz.




Geöffnet ist die Ausstellung bis 13. Mai im Künstlerhaus Palais Thurn & Taxis in Bregenz, Gallusstraße 10, Di bis Sa, 14 bis 18 Uhr, So und Feiertag, 11 bis 17 Uhr.