Lachen und weinen, Trost und Trauer

„Saturn kehrt zurück“ oder wie das Leben spielt im Theater Kosmos.
Bregenz Stücke, die davon handeln, dass ein alter Mensch, den die Wehmut umfängt, durch die unbekümmerte Art eines jungen Menschen wieder Lebensmut schöpft, gibt es zuhauf, auch die umgekehrte Variante kennt die Theaterliteratur. Oft enthalten ihre Dialoge aber auch allzu Banales, und das Vorausschaubare hemmt die Spannung. Der junge Amerikaner Noah Haidle (geb. 1978) hat das Sujet in „Saturn kehrt zurück“ aufgegriffen. Nicht nur die Figurenkonstellation, auch eine sprachliche Gewandtheit bzw. die enge Verzahnung von Esprit und Geist, Geplänkel und Tiefgang haben ihm die österreichische Erstaufführung am Wiener Burgtheater beschert, die zu Beginn des Jahres im kleinen Vestibül des großen Hauses stattfand.
Dass sich das Theater Kosmos die Aufführungsrechte sicherte, obwohl sich die Bregenzer Bühne als Ort der Entdeckungen und Uraufführungen ausweist, wundert nicht, wer den Spielplan des Unternehmens kennt, geht davon aus, dass das Interesse der Theaterleiter Augustin Jagg und Hubert Dragaschnig wohl allein schon durch den psychologischen Gehalt des Dramas angestachelt wurde. Seit Jahren als Ausstatter im Bund, gab es auch für Stefan Pfeistlinger keinen Grund, die Tristesse im Leben des einsamen, 88-jährigen Gustin zu untermauern. Verschiedene Tapeten an den Stellwänden visualisieren die Lebensstationen, der Nachthimmel als Ort der Liebenden trennt bzw. verbindet die Szenen. So wie der titelgebende Planet Saturn jeweils knapp 30 Jahre braucht, um die Sonne zu umrunden, blicken wir zurück auf Gustins Leben als 28- und 58-Jähriger. Nach den größten Glücksmomenten als Jungverheirateter ereilt ihm ein hartes Schicksal. Die Ehefrau Loretta stirbt nach der Geburt des ersehnten Kindes. Jahrzehnte später befreit sich die Tochter Zephyr aus der Umklammerung des Vaters und kommt daraufhin bei einem Unfall ums Leben. Die Pflegerin Suzanne erinnert ihn wiederum später an das eigene Kind. Wenn am Ende nicht nur sie ihm bei der noch anhaltenden Trauerarbeit beisteht, sondern auch er in der Lage ist, Trost zu bieten, hat sich dem Zuschauer Verlustschmerz ebenso vermittelt wie jenes Bindungsgefühl, für das oft nur Komponisten eine Entsprechung finden.
Bejubelt
Mit Musik (Herwig Hammerl) und einer Dialogregie (Jagg), die jeden Satz ernst nimmt und den Humor auch unbetont wirken lässt, entsteht ein – vom Publikum letztlich bejubeltes – Gesamtbild, das Julia Sewing (in allen Frauenrollen) sowie Philip Butz, Bernhard Majcen und Michael Gruner als Gustin in verschiedenen Lebensphasen jeweils feinfühlig, aber charakterlich bestimmt bereichern.


Weitere Aufführungen vom 21. April bis 19. Mai im Theater Kosmos in Bregenz (Mariahilfstraße 29): www.theaterkosmos.at