„Ich war gerade im Supermarkt“

Christina Walker erhielt den Literaturpreis des Landes, Carolyn Amann nahm das Arbeitsstipendium entgegen.
Bregenz Der Montagabend gehörte ihnen, bis das Publikum das Endprodukt zu lesen bekommt, dessen Entwurf überzeugte, werden allerdings noch einige Monate oder sogar Jahre verstreichen. Zum zweiten Mal schon ist Christina Walker (geb. 1971) Literaturpreisträgerin des Landes Vorarlberg. Die mit 7000 Euro dotierte Auszeichnung wurde ihr gestern von Kulturlandesrat Christian Bernhard für ihr Manuskript „Auto“ verliehen, dem die Jury, bestehend aus Mitgliedern der Kunstkommission, „feine Ironie“ attestierte. Carolyn Amann (geb. 1987) nahm das Arbeitsstipendium in der Höhe von 1500 Euro entgegen und will, wie sie im Gespräch mit den VN erklärte, am Romanprojekt „Neu Amerika“ weiterarbeiten, in dessen Mittelpunkt eine Frau steht, die aus einem Beziehungsgeflecht ausbricht und sich neu orientiert.
Spleenig und paradox
Walker lebt mittlerweile in Augsburg und ist dort auch als Lektorin und Texterin für die Österreichische Fremdenverkehrswerbung tätig. „Ich war gerade im Supermarkt, als der Anruf kam“, erzählt sie. Aufgrund der österreichischen Vorwahl dachte sie, es sei der Haupt-Auftraggeber für die Werbetexte, Winfried Nussbaummüller, der Leiter der Kulturabteilung im Amt der Landesregierung, befand schließlich, dass dies doch gerade eine wunderbare Situation sei, um von einem mit einem kleinen Geldsegen verbundenen Preis zu erfahren. Wer im Übrigen nicht warten möchte, bis der neue Roman erscheint, sei auf die Literaturzeitschrift „V33“ verwiesen, in der es einen Beitrag von Christina Walker zu lesen gibt. Die Initialzündung für den Text „Auto“ hört sich skurril an. Walker sah im Hof vor ihrem Wohnungsfenster in Augsburg über Monate ein Auto stehen, mit dem niemand wegfuhr. Ihr Protagonist ist nun ein Mann, der seine Familie verlässt und in einen solchen Wagen zieht, quasi aus Protest auf die Bremse tritt, aber den erwünschten Stillstand in einer Art wählt, die ein Paradoxon darstellt. Wohin die erdachten Figuren die Autorin noch führen, sei ebenso offen wie das Erscheinen des Romans, von dem etwa ein Viertel verfasst sei. Grundsätzlich gilt für Walker aber, dass sie spleenige Menschen eher interessieren.
Geschlechterrollen
Dass sich Carolyn Amann im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes an der Universität in Wien mit Geschlechterrollen auseinandersetzt, lässt sich auch mit einer weiteren Tätigkeit der Schriftstellerin und Theatermacherin verbinden, die Hohenemserin zählt nämlich als Regieassistentin zum Produktionsteam der Seebühnen-Oper „Carmen“ bei den Bregenzer Festspielen. Der erwähnte Roman ist zu einem Drittel fertig, als junge Mutter erfährt sie gerade selbst, wie komplex es ist, berufliches Engagement mit den Betreuungsaufgaben zu vereinbaren. VN-cd
„Es sind skurrile Typen, die mich inspirieren. Und, ja, der Preis motiviert.“