Viele Männer und wenig Geld

Kunstankäufe des Landes werden transparent, Optimierungsbedarf bei der Kunstförderung ist dennoch gegeben.
Bludenz Bildende Künstler arbeiten in Vorarlberg nicht selten unter prekären Bedingungen. Zu diesem Ergebnis kamen auch Claudia Voit und Peter Niedermair. Die Kunsthistorikerin und der Pädagoge sind im dritten und letzten Jahr Ankaufsbevollmächtigte der Kunstkommission und rechtfertigen nun mit einer Ausstellung in der Galerie allerArt in der Bludenzer Remise ihre Entscheidungen bzw. Empfehlungen im Jahr 2017, in dem ihnen vom Land ein Budget in der Höhe von 90.000 Euro zur Verfügung gestellt wurde.
Die Offensive, mit der die Kulturabteilung im Amt der Landesregierung bekundet, der Forderung nach transparenten Geldflüssen nachzukommen, erhält durch die Kuratorenschaft von Andrea Fink einen professionellen Anstrich. Kennern ist das Œuvre der in verschiedenen Disziplinen tätigen Künstler Kurt Dornig, Alfred Graf, Marbod Fritsch, Christoph Luger, Gesine Probst-Bösch, Sarah Bechter, Lukas Birk, Chris Saupper, Judith Saupper, Viktoria Tremmel, Bianca Tschaikner, Christine Katscher oder Bruno Klomfar bekannt, aus dem die Ankäufer schöpften. Die Ausstellung kann und will keinen gerundeten Abriss aus dem aktuellen Kunstschaffen darstellen, Erstbesucher erhalten aufgrund der sorgfältigen Aufbereitung aber zahlreiche Informationen.
Dass Peter Niedermair den Besuch besonders auch Schulklassen empfiehlt, wird nachvollziehbar, Internet-Nutzer seien auf Künstler-Interviews verwiesen, die über YouTube abrufbar sind. Fazit: Die Kulturabteilung des Landes stellt sich der Diskussion, dass deren Leiter Winfried Nussbaummüller den von Niedermair gestern vor Medienvertretern geäußerten Wunsch, die Summe zu erhöhen, nicht abnicken kann, ist logisch, dennoch besteht Optimierungsbedarf.
Unmut bei Galeristen
Die Sicherung von Werkgruppen in der Ankaufssammlung, die das Vorarlberg Museum verwahrt, das Schließen von Lücken oder das Gendern bzw. die Berücksichtigung von Künstlerinnen nach jahrzehntelanger deutlicher Bevorzugung von Männern nennen Voit und Niedermair als wichtige Entscheidungsfaktoren. Dass diese vom nächsten Ankäuferteam, das noch nicht benannt ist, wieder ad acta gelegt werden dürfen, wird akzeptiert. Dass die hervorgehobene prekäre Situation von Künstlern durch einen Ankauf eines Werks um gegebenenfalls 3000 bis 12.000 Euro nicht geändert wird, steht außer Frage. Wer sich in Vorarlberg umhört, erfährt, dass unter den Galeristen, die sich um das eigentliche Einkommen von Künstlern kümmern, also die Kunstwerke zu den Sammlern bringen, Unmut herrscht. Gekauft wird, wie Winfried Nussbaummüller den VN bestätigte, nicht in der Galerie, sondern im Atelier selbst. Die Galerienförderung beträgt pro Ausstellung maximal 600 Euro und ist mit 3000 Euro pro Jahr gedeckelt. Für die teure Präsentation von Vorarlberger Kunst auf internationalen Messen können Galerien jeweils 1000 Euro beantragen. Im Jahr 2017 betrugt die Galerienförderung durch das Land, in deren Genuss sechs Kunstvermittler kamen, insgesamt 22.600 Euro.




Die Ausstellung mit Kunstankäufen wird am 26. April, 20 Uhr, in der Galerie allerArt in Bludenz (Remise) eröffnet und ist bis 9. Juni, Mi bis So, 15 bis 18 Uhr, zu sehen.