Ganz große Oper für ein kleines Budget

Symphonieorchester Vorarlberg bietet enormes Abo-Programm, spielt mit Petrenko und realisiert „Fidelio“.
Bregenz 1.559.000 Euro beträgt das Gesamtbudget des Symphonieorchesters Vorarlberg (SOV). 65 Prozent davon spielt der vor 33 Jahren gegründete Klangkörper inzwischen selbst ein. Die Finanzen an den Beginn der Auflistung eines neuen, inhaltsreichen Saisonprogramms zu stellen, hat einen besonderen Grund, den Geschäftsführer Thomas Heißbauer und der ehrenamtlich tätige Vereinspräsident Manfred Schnetzer auch damit unterstreichen, dass eines nicht drinnen ist, nämlich die Erhöhung der Gagen für die knapp 120 nur mit Werkverträgen ans SOV gebundenen Musiker. Die Subventionssumme des Landes ist mittlerweile auf 545.000 Euro angestiegen, Instrumentalisten anzustellen, Gastspielreisen zu unternehmen oder die Musikvermittlung weiter zu intensivieren, sei dennoch nicht möglich.
Die oft geforderte stärkere Berücksichtigung des zeitgenössischen Musikschaffens kommentiert Heißbauer mittlerweile nicht mehr nur damit, dass das eine für die Einnahmen ungünstige Änderung in der Besucherstruktur nach sich ziehen könnte, selbst die dann fälligen Urheber-Abgaben bereiten dem SOV mittlerweile Sorge.
Fall für die Kulturpolitik
Das SOV, das sein Publikum stets erweitern konnte, ist somit ein Fall für die Kulturpolitik, die Handlungsbedarf hat, um zu einem Ergebnis zu kommen, das Schnetzer damit skizzierte, dass es am Ende möglich sein muss, Dienstverträge auszustellen. An Kreativität fehle es dem SOV mit seinen mittlerweile rund 31.800 Besuchern im Jahr nicht. Zu kreativen Kompromissen ist übrigens auch Stephanie Gräve bereit. Die designierte Intendantin des Vorarlberger Landestheaters stellt eine Prolongierung der Zusammenarbeit mit dem SOV in Aussicht. Der erste konkrete Schritt, nämlich die Realisierung der Beethoven-Oper „Fidelio“ am Kornmarkt, sprengt imgrunde bereits die räumliche Dimension. Somit wird es nicht nur spannend, inwieweit Regisseur Henry Arnold, der bereits mit Hans Neuenfels arbeitete, bei der Umsetzung des hochpolitischen Werks die gegenwärtige Situation in Europa sichtbar macht, auch ein musikalisches Konzept muss, wie den VN auf Nachfrage bestätigt wurde, gemeinsam mit dem Dirigenten Karsten Januschke erst noch erarbeitet werden.
Mahler-Zyklus mit Petrenko
In einem Saisonprogramm, in dem immerhin auch Werke des 20. Jahrhunderts, etwa von Gottfried von Einem und Gordon Jacob, aufscheinen, erweist sich die Fortsetzung des Gustav-Mahler-Zyklus‘ als enormer Brocken. Dass die Symphonie Nr. 8 nicht nur die Bündelung aller Kräfte fordert, sondern auch budgetäre Grenzen sprengt, deren Kittung lange Zeit in Anspruch nehmen wird, war schon klar, als Kirill Petrenko, der neue Chef der Berliner Philharmoniker mit russischen und Vorarlberger Wurzeln, das Projekt mit dem früheren Geschäftsführer Michael Löbl vor einigen Jahren an den Start brachte. Die „Symphonie der Tausend“ bedingt das zusätzliche Engagement mehrerer Chöre und eines großen Sängerensembles, das noch nicht zur Gänze fixiert ist, und wird Mitte Mai nächsten Jahres in Bregenz und Feldkirch aufgeführt.
Das Programm berücksichtigt auch Jubiläen, etwa den 100. Geburtstag von Leonard Bernstein und Gottfried von Einem, und die Liste der Dirigenten von Adrian Prabava über Anu Tali, Leo McFall, François Leleux bis Sascha Goetzel sollte man sich genau ansehen. Vielleicht ist der neue Chefdirigent dabei. Wer Nachfolger von Gérard Korsten wird, das stehe, wie der Geschäftsführer und einige Musiker versichern, aber in der Tat noch nicht fest.
Symphonieorchester Vorarlberg 2018/2019
Konzert 1
29./30. September, Bregenz/Feldkirch
Dirigent: Adrian Prabava; Solistin: Claire Huangci, Klavier; Werke von Bernstein, Gershwin, Copland
Konzert 2
20./21. Oktober, Bregenz/Feldkirch
Dirigentin: Anu Tali; Solist: Alexey Stadler, Cello; Werke von Von Einem, Schostakowitsch, Tschaikowsky
Konzert 3
1./2. Dezember, Bregenz/Feldkirch
Dirigent: Leo McFall; Solist: Stefan Dohr, Horn; Werke von Haydn, Jacob, Mendelssohn Bartholdy
Konzert 4
12./13. Jänner, Feldkirch/Bregenz
Dirigent: Francois Leleux; Solistin: Hanna Hipp, Mezzosopran; Werke von Grieg, Berlioz, Dvorak
Konzert 5
13./14. April, Feldkirch/Bregenz
Dirigent: Sascha Goetzel; Solist: Emmanuel Tjeknavorian, Violine; Werke von Glinka, Sibelius, Schostakowtisch
Konzert 6
16./18.Mai, Bregenz
Dirigent: Kirill Petrenko; Solisten: Sara Jakubiak, Elza van den Heever, Letizia Scherrer, Kwangchul Youn u. a., Bachchor Salzburg, Bregenzer Festspielchor, Kinderchor Bregenz; Symphonie Nr. 8 von Mahler
Oper
„Fidelio“ von Beethoven
Kooperation mit dem Vorarlberger Landestheater im Februar 2019; Dirigent: Karsten Januschke, Regie: Henry Arnold
Weitere Auftritte
Montforter Zwischentöne (unter Claire Levacher), Texte und Töne beim ORF (unter Ektoras Tartanis), Orchesterkonzert, „Barbier von Sevilla“ und „Carmen – der Star im Zirkus Sevilla“ bei den Bregenzer Festspielen unter Daniele Squeo, Gérard Korsten, Azzura Steri.