Künstlerin Birgit Bachmann lockt mit Wespen, Blumen und Fliegen in die Remise

Neue Ausstellung in der Galerie AllerArt in Bludenz.
Bludenz Platz nehmen würde man dann doch nicht, aber berühren dürfte man den Sessel, der da so einladend in der Ecke steht. Das Muster aus Blättern wird von Augen unterbrochen, die den Blick des Betrachters aufnehmen, das Spiel zwischen Beobachtern und Beobachteten in Gang setzen. Dabei haben die Tierchen, diese Chamäleons, den nicht zu unterschätzenden Vorteil, ihre Farbe der Umgebung anpassen zu können. Anziehend schön ist das Objekt und zugleich etwas unheimlich. An die Papiers peints fühlt man sich erinnert, die von den Chinareisen inspiriert, im Europa des 18. Jahrhunderts beispielsweise mehr als hochwertiges Kunsthandwerk, also Kunst waren und mittlerweile nicht nur zu den Sammlungsbeständen von Einrichtungsmuseen zählen.

Insekten im Repertoire
Birgit Bachmann, die in Kärnten lebende Künstlerin, hat auch schon ganze Räume gestaltet. Würden Galeristen und vor allem Kuratoren Künstlerinnen ebenso aktiv unterstützen wie Künstler, wäre sie vielleicht sogar ähnlich bekannt wie Peter Kogler, der uns unter dem Karlsplatz in Wien ebenso begegnet wie in der Bahnhofshalle von Graz, der im Kunsthaus Bregenz vertreten war und auch in Krems wieder auffällt, führt seine Wandgestaltung doch von der Kunsthalle in die gerade eröffnete, von den Vorarlberger Marte.Marte-Architekten geplante, Niederösterreichische Landesgalerie. Insekten hat Kogler auch im Repertoire. Die Fliegen von Birgit Bachmann, die sie auf einer Buntstiftzeichnung in der Größe von 40 Mal 160 Zentimetern zeigt, werden nicht zum Ornament, sie bleiben aber auch nicht nur ein Insekt, wie wir es in alten Naturkundebüchern finden, die Ansammlung fordert zum Näherkommen auf, weckt in Verbindung mit den erwähnten Chamäleons Assoziationen zu Opfern und Tätern. Genauso wie es ihre Wespen tun, die niemand um sich haben mag, die aber in der Lage sind, wunderbare Behausungen zu schaffen, hervorragende Grundlagen für das als Trend geschätzte Cocooning oder die Sehnsüchte der Menschen, für die es gar kein Zuhause gibt.
Eine zweite Ebene
Konkret politisch aufgeladen ist die Arbeit „Waterboarding“, auf der wir nicht nur bunte Fische sehen, auf dem Meeresboden zeichnen sich die Umrisse einer menschlichen Figur ab. Etwas Grausames muss vorgegangen sein. Mit „Waterboarding“ wird eine beispielsweise in den USA nach 9/11 geduldete Foltermethode bezeichnet, mit der beim zu Verhörenden das Gefühl des Erstickens oder Ertrinkens erzeugt wird. Birgit Bachmann ist keine Künstlerin, die sozusagen auf das Grauen hinter der Idylle verweist, ihre Zeichnungen von Flora und Fauna, das heißt, von leuchtend gelben Quitten und quietschbunten Bienenfressern, von Bäumen, in denen Eichhörnchen nisten oder von Schmetterlingen, die ganze Blumenfelder abernten, haben eine zweite Ebene unter der einladenden Oberfläche.

Bachmann (geb. 1966), deren Arbeiten nun von Kuratorin Andrea Fink in die Galerie allerArt geholt wurden, hat nicht immer nur gezeichnet. Mit Holzschnitten ist sie ebenso bekannt geworden wie mit Ölbildern. Vor Jahren, im Rahmen des SilvrettAteliers im Montafon hat sie Objekte aus Stein geschaffen. In Bludenz sind nun in erster Linie Arbeiten der letzten eineinhalb Jahre zu sehen. Die Künstlerin wird zur Erzählenden, der durch die Anordnung der einzelnen Werke eine Rauminstallation gelingt, mit der sie sich leise, unaufdringlich, aber bestimmt als jemand, der etwas zu sagen hat, Gehör verschafft.
Geöffnet in der Galerie allerArt in der Remise Bludenz (Raiffeisenplatz 1) bis 27. April, Mi. bis Sa., So. und Feiertag, 15 bis 18 Uhr.