Bei dem Konzert “Beethovens Geheimnis” in Feldkirch waren Taschentücher Pflicht

Kultur / 15.03.2019 • 17:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
 Mal spielt sich die Musik in den Vordergrund, mal sind es die Puppen, die das Register anführen.
Mal spielt sich die Musik in den Vordergrund, mal sind es die Puppen, die das Register anführen.

Beethoven und die Liebe – ein ganz schwieriges Paar, das bei der Musik in der Pforte die Puppen tanzen.

Feldkirch Eines muss man ja schon sagen: Wer dem zeitgenössischen Figurentheater nicht gänzlich feindselig eingestellt ist, der war beim Konzert der Musik in der Pforte klar im Vorteil. Darüber, ob es mehr Theater oder doch eher Konzert war, kann man nämlich durchaus geteilter Meinung sein. Alle, die sich aber auf den etwas anderen Konzertabend einließen, waren dann auch im Handumdrehen überzeugt. Natürlich, virtuos Musiziertes büßt ja nichts von seiner Qualität ein, nur weil es auch einmal einen Schritt in den Hintergrund tritt.

Damit ist die Versuchsanordnung von „Beethovens Geheimnis“ in der Version der Musik in der Pforte und des Schubert Theaters in Wien dann eigentlich auch schon erklärt. Mal spielt sich die Musik in den Vordergrund, mal sind es die Puppen, die das Register anführen. Immer aber sind es Beethoven und seine unsterbliche Geliebte, die im Mittelpunkt stehen. Und entstanden ist das Ganze so: Klaus Christa ließ das Geheimnis des oft so stürmisch-grimmig blickenden Künstlers Ludwig van Beethoven einfach nicht los. Wie war das wohl mit dieser nicht greifbaren „unsterblichen Geliebten“. Gab es sie überhaupt oder war sie nicht vielleicht doch in der Musik Beethovens schon gefunden? Als Weggefährte gesellte sich Simon Meusburger zu Klaus Christa und gemeinsam folgten sie dieser Spur – quer durch Briefe, Notizen, Zeitzeugenberichte und natürlich die Musik. Entstanden ist so ein inszeniertes Konzert oder auch ein musikalisches Spiel.

Intensive Beziehungen

Beethoven gibt der Forschung übrigens bis heute Rätsel auf. Nach seinem Tod fanden sich in seinem Nachlass nämlich u. a. zwei Schriftstücke. Das eine, das „Heiligenstädter Testament“, konnte schnell als ein Brief an seine beiden Brüder identifiziert werden. Daneben aber fand sich auch das Schreiben an die „Unsterbliche Geliebte“ – und die gibt sich bis heute bedeckt. Christa und Meusburger fanden sie in der Person der Josephine von Brunsvik, die sicher eine der intensivsten Beziehungen mit Beethoven verband. Bei Christa und Meusburger wird sie zur großen Liebe des ungreifbaren Musikgenies.

In „Beethovens Geheimnis“, das bei seiner Premiere in Wien vom Publikum mehr als nur freundlich aufgenommen wurde und das nun mit der Musik in der Pforte im Feldkircher Pförtnerhaus erstmals in Vorarlberg zu sehen war, treten sie übrigens beide in Erscheinung – Beethoven und Josephine. Als Puppen nämlich. Und man muss es einfach sagen: Christoph Hackenberg und Almut Schäfer Kubelka sind grandiose Puppenspieler. Immer wieder fasziniert es zu sehen, wie Stoff und Pappmaché plötzlich zum Leben erwachen, wie sie präsent werden, wie sie zu leben beginnen und wie der Puppenspieler, der doch die Bewegungen leitet und lenkt, völlig in den Hintergrund tritt.

Dasselbe lässt sich so im Prinzip auch für die Musik feststellen. Interpretiert durch das Epos:Quartett – Christine Busch, Verena Sommer, Mathias Johansen und Klaus Christa – sind die Werke Beethovens mal Star der Geschichte, um dann auch wieder die Bühne für die Puppen freizumachen und dezent in den Hintergrund zu treten. Geht das und darf man das überhaupt? Natürlich darf man das. Nur, wer sich bei „Beethovens Geheimnis“ ein Konzert im ganz klassischen Sinne erwartet, der wird nicht bedient.

Parallelführung

Der Reiz von „Beethovens Geheimnis“ liegt in der Parallelführung von Musik, Spiel und rekonstruierter Biographie. Wenn sich Beethoven von Josephine getrennt sieht, spiegelt sich das in der tiefen Trauer, die zum Beispiel ein Adagio op.130 in B-Dur zum Ausdruck bringt. Die zärtliche Verliebtheit findet sich in Ausschnitten aus „Ich denke dein“, Wo0 74 in D-Dur und die Zerrissenheit der Liebenden im op. 95 in f-Moll.  So wird der Hörer, der zugleich aus Zusehender ist, mit Musik und Spiel durch den Abend geführt – immer an der Seite der Königskinder, die zueinander doch nicht finden konnten. Bis, ja bis der Abend im Molto Adagio des op. 59/2 in e-Moll verklingt. Taschentücher hat man da besser griffbereit bei der Hand.  

Ob mit Josephine von Brunsvik denn nun tatsächlich die unsterbliche Geliebte Beethovens gefunden worden ist, das bleibt freilich offen. Dass „Beethovens Geheimnis“ in der Version des Schubert Theaters und der Musik in der Pforte ein Erlebnis ist, steht fest. VF

“Beethovens Geheimnis“ ist im Wiener Schubert Theater vom 28. bis 30. Mai zu sehen. Die Musik in der Pforte-Reihe wird vom 25. bis 27. April mit dem Konzert „Die lange Nacht des Träumens“ fortgesetzt: www.pforte.at