Faszinierende Klangwelt der Neuen Musik

Ensemble PulsArt ist der Durchbruch gelungen.
FELDKIRCH Nach etlichen Geburtswehen beim Start des Ensembles PulsArt am Landeskonservatorium vor einem Jahr gelang beim zweiten Versuch am Sonntagvormittag der entscheidende Durchbruch, der dieser Plattform für Neue Musik einen Platz für die Zukunft sichern dürfte. Allein die Ernsthaftigkeit und Begeisterung, mit der sich die Studenten dieser faszinierenden, vielen von ihnen relativ fremden Klangwelt der Neuen Musik widmeten, ist ein besonderes Qualitätsmerkmal für deren Ausbildungsstand.
Eine überschaubare Besucherkulisse wird in dieser guten Stunde quasi im Schnelldurchlauf mitgenommen in die Geschichte der Neuen Musik von ihren Anfängen bis zu neuesten Werken aus unserer Region, sollen doch die Mitglieder des Ensembles mit diesen Stationen und ihren besonderen spieltechnischen Anforderungen vertraut gemacht werden. Der instrumentale und personelle Aufwand dafür ist diesmal beträchtlich. Da sind bei diesen fünf Werken mit jeweils total unterschiedlichen Besetzungen schon 39 Akteure aus verschiedensten Instrumentengruppen notwendig, um dem gerecht zu werden. Allein die Batterie von Schlag- und Geräusch-Instrumenten füllt am Beginn die Bühne und wird von 13 Percussionisten aus der Klasse von Slavik Stakhov zum Leben erweckt. Dabei entsteht Edgar Varèses Klassiker „Ionisation“ von 1933.
Begeistertes Publikum
Am Pult steht auch diesmal wieder Benjamin Lack. Er beweist dabei erneut, dass er auch von Neuer Musik nicht weniger Ahnung hat als etwa von Bachs „Matthäus-Passion“ vor Kurzem und das auch untadelig in die Praxis umsetzt, indem er jedem dieser verschiedenen Werke seine spezielle Atmosphäre verschafft. Er erweist sich zudem als kundiger Führer durch die gespielten Werke und gibt dem 21-jährigen Komponisten Raphael Lins aus Frastanz (Klasse Herbert Willi) vor der Aufführung seines Vibraphonkonzertes Sicherheit. Das Werk ist seit der Uraufführung im Herbst in sich gereift, auch durch den neuen, agilen Professor Slavik Stakhov als Solisten, man entdeckt manch neue Fassetten und Kontraste zwischen den zarten Tönen im Mittelteil und den kräftigen Farben der Ecksätze. Das Publikum zeigt sich begeistert, nicht zuletzt, weil Lins für sein Werk auch eine verständliche aktuelle Tonsprache gewählt hat.
Die Reduktion der musikalischen Mittel auf die karge Zwölftönigkeit eines Anton Webern bringt dessen dreisätziges Konzert op. 24. wunderbar, welche Ausdrucksmittel die neun jungen Musiker für die Zerbrechlichkeit dieser frühen Neuen Musik finden. Mit György Kurtags „… quasi una fantasia“ von 1988 werden mit einer nun größeren Besetzung und dem Solisten Benjamin Engeli am Klavier alptraumhafte Klangeindrücke in raffinierter Instrumentation heraufbeschworen und damit wird eine emotionalere Phase der Neuen Musik beleuchtet. Nochmals in die Gegenwart führt die Uraufführung eines weiteren Schülers von Herbert Willi. Es ist der 32-jährige Augsburger Tristan Uth, der für seine dreisätzige Musik für Kammerorchester in großer Besetzung lustvoll aus dem Spektrum seines reichen musikalischen Vorlebens schöpft. Dieses hat ihm viele Eindrücke von Rockmusik, als Tubasolist, als Dirigent von Brassbands, Chören, Symphonieorchestern beschert, und all das findet sich nun, freilich fein dosiert und kanalisiert, in einem Kaleidoskop musikalischer Eindrücke, dem das Schielen nach Publikumsnähe nicht fremd ist. Sequenzen, die aus Filmvertonungen stammen könnten, zart gesponnene Naturschilderungen mit Vogelstimmen in Flöte und Englischhorn und schließlich die von ihm selbst gespielten Klangsteine machen Eindruck.
Weitere Aufführung des Konzertes am 2. April, 20 Uhr, im Pfalzkeller St. Gallen.
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