So wichtig wie die Freundschaft

Stefan Vögel berührt und amüsiert mit “Die Niere”.
Wien, Bregenz Vielleicht sind die Nieren ja doch unterschätzte Organe. Sie filtern Tag für Tag literweise Blut, entfernen Gifte aus unserem Körper und sorgen für ein hormonelles Gleichgewicht. Und dann treten sie ja auch noch paarweise auf und führen uns damit vor, dass wir allein zwar überleben könnten, dass das Leben zu zweit zwar eine Herausforderung darstellt, aber auch alternativlos schöne Seiten hat. “Die Niere” heißt das neue Stück des bekannten Vorarlberger Autors und Kabarettisten Stefan Vögel, das nach Aufführungen auf deutschen Bühnen nun in Österreich gelandet ist. Seine Frau Kathrin braucht eine neue Niere, mit dieser schmerzhaften Tatsache und zugleich schweren Entscheidung ist der Architekt Arnold nun in den Kammerspielen, der kleineren Bühne des Wiener Theaters in der Josefstadt, konfrontiert.
Dabei verspricht der Abend so schön zu werden. Ausstatter Stephan Dietrich hat ein Architekturmodell in den Hintergrund des stylischen Wohnzimmers gepflanzt. Steil aufragend und in allen Farben leuchtend, bringt es Arnolds ganzen Stolz zum Ausdruck. Der Anstieg des Testosteronspiegels, der in den folgenden Dialogen ebenso zynisch wie witzig kommentiert wird, behindert offenbar auch die Ausschüttung von Oxytocin, bei der Empathievergabe hat sich der Vertreter der Erfolgsgeneration wohl oft weggeduckt. Die Ehefrau leidet, ist aber klug genug, sich zu wehren.
Locker-luftiger Stil
Während auch die Ausstattung mit einer überlangen Pfeffermühle andeutet, dass Gefahr besteht, die Geschichte ins Klischeehafte abdriften zu lassen, bieten der Autor und mit Folke Braband auch der Regisseur vieles auf, was dem eineinhalbstündigen Abend Spannung verleiht. Schließlich steht auch ein zweites mit Kathrin und Arnold befreundetes Ehepaar vor der Überprüfung der Stabilität der Verbindung. Nahezu erwartete, dann aber doch wieder überraschende Wendungen machen die Qualität dieses Bühnenstücks ebenso aus wie der locker-luftige Inszenierungsstil, den Martina Stilp (Kathrin), Martin Niedermair (Arnold), Pilar Aguilera (Diana) und Oliver Huether (Götz) quasi verinnerlicht haben und damit einer leichtfüßigen Komödie nicht aufgesetzt Schwere verleihen, sondern bei allem Humor zu vermitteln verstehen, dass Bindungsfähigkeit, Vertrauen und Aufrichtigkeit wichtige Faktoren für unser Zusammenleben sind. Dass Stefan Vögel unterhalten kann, wissen wir schon lange, dass er den hohen Wert der Freundschaft berührend und amüsierend thematisiert, hat ihm das Publikum im Zentrum von Wien mit viel Applaus bestätigt.
Nächste Aufführungen am 9. und 10. Mai in den Kammerspielen des Wiener Theaters in der Josefstadt und zahlreiche weitere: www.josefstadt.org