Der Jubel war ihr sicher

Kultur / 05.05.2019 • 20:37 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Die Bregenzer Meisterkonzert-Saison wurde mit dem Kammerorchester Basel unter Paul McCreesh und Waltraud Meier beendet. stadt Bregenz/Mittelberger
Die Bregenzer Meisterkonzert-Saison wurde mit dem Kammerorchester Basel unter Paul McCreesh und Waltraud Meier beendet. stadt Bregenz/Mittelberger

Waltraud Meier überglänzte das letzte Meisterkonzert.

BREGENZ Im letzten Meisterkonzert der Saison im Festspielhaus hat das Kammerorchester Basel bewiesen, dass es nicht nur vom guten Ruf seiner Vorgänger lebt, sondern aktuell ein höchst lebendiger, spielfreudiger und präziser Klangkörper von internationalem Renommee ist. Geleitet wird es von dem namhaften Londoner Paul McCreesh (58), der alles ist, nur kein Wagner-Dirigent. Wie er zum Auftakt das berühmte „Siegfried-Idyll“ zur Endlos-Schleife verschleppt, nimmt dem Werk jede Spannung.

Beim folgenden Liederzyklus Wagners gehen die Impulse dafür von der großen Mezzosopranistin Waltraud Meier aus, über Jahrzehnte die führende „Isolde“ in Bayreuth. Erst im Vorjahr hat sie sich auch von ihrer Rolle als Kundry in „Parsifal“ verabschiedet und singt bei ihrem Bregenz-Debüt nun ein reduziertes Repertoire. Da sind die fünf glühend leidenschaftlichen Wesendonck-Lieder, die Wagner seiner Geliebten Mathilde in Zürich nach deren Texten widmete, die ideale Vorlage zur Demonstration, wie gut sich bei ihr Stimme und Bühnenpräsenz erhalten haben: unangestrengte Höhe, klare Diktion, deutliche Dominanz auch vor der üppigen Orchesterbearbeitung von Felix Mottl, dabei eine liedgerecht schlichte, betörende Gestaltung ohne opernhaftes Gehabe. Der Jubel ist ihr sicher.

Nach der Pause kommt es dann zu einer krassen musikalischen Gegenüberstellung, bei der man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Einem „echten“ Mozart in Gestalt der seltenen Ballettmusik aus seiner Oper „Idomeneo“, wo Dirigent McCreesh nun in historisch informierter Spielweise mit barockem Blech in seinem Element ist, wird eine „Mozartiana“ genannte Orchestersuite Tschaikowskys gegenüber gestellt, in der er seine Verehrung für Mozart ausgedrückt hat. Verarbeitetes Themenmaterial aus Klavierstücken ist noch erträglich, dagegen liegt einem das notengetreu zitierte „Ave verum“ in einem schwülstig aufgefetteten Arrangement von Franz Liszt schwer im Magen. Alles zusammen eine zwar interessante und amüsante Erfahrung, aber weder Fisch noch Fleisch und letztlich doch bloß ein seltsamer Klassik-Verschnitt.

Beginn der neuen Saison der Bregenzer Meisterkonzerte im Festspielhaus: 27. September, Estonian National Orchester.