Den Frühling einfach herbeigespielt

Junge alpenarte-Musiker zogen das Publikum mit Begeisterung in ihren Bann.
SCHWARZENBERG Das junge Festival alpenarte nimmt zusehends Fahrt auf und Kontur an. Im dritten Jahr und der fünften Saison stimmte bereits beim Eröffnungskonzert am Donnerstag von Anfang alles bis ins Kleinste. Da schnurrte eine gut funktionierende, kaum merkbare Organisation ohne Hektik wie von selbst ab, zeigten sich die neun jungen Hochbegabungen aus aller Welt in glänzender künstlerischer Verfassung und war auch die Zahl der Besucher mit LH Markus Wallner an der Spitze im Angelika-Kauffmann-Saal gegenüber früher deutlich angestiegen, ebenso wie deren Begeisterung für die Sache.
Man hat bei diesem Festival als Zuhörer inzwischen eine Art Garantie, musikalisch auf höchstem Niveau unterhalten zu werden. Neben spürbarer Leidenschaft und Begeisterung für die Sache ist es diesmal auch die lockere, überaus sympathische Präsentation, die sofort auf die Zuhörer überspringt und den Abend neben dem Kunstgenuss auch zum Vergnügen macht. Dies ist vor allem dem seit einem Jahr hier amtierenden künstlerischen Leiter zu danken, dem fantastischen deutschen Klarinettisten Sebastian Manz (33). Auf seinem Instrument ist er als Virtuose eine Klasse für sich, wie mehrfach zu erleben war, in seinen Moderationen sprüht er vor Einfällen, mit denen er Leerläufe locker überbrückt und das Publikum bei Laune hält.
Das war ihm in dieser für ihn neuen Rolle auch von Anfang an wichtig, meint Manz im VN-Gespräch. „Wir wollten nicht dieses Elitäre, Erhabene produzieren, sondern hautnah beim Publikum sein mit unserer Musik, und das bekommt man zurück, auch wenn mal was schiefläuft.“ Wie sehr nimmt er als quasi oberster Chef von alpenarte Einfluss auf die Arbeit der jungen Musiker, die sich hier erstmals als „Intendanten in Residence“ für Organisation und Programme versuchen? „Ich habe tatsächlich schon großen Einfluss genommen, vor allem in der Konzeption der Programme, die eine bestimmte Gewichtung haben müssen und nicht zu sehr den persönlichen Geschmack der Intendanten widerspiegeln dürfen.“
Duftig elegante Kammermusik
So war es auch heuer bei der ersten Frau in dieser Position, der aus Slowenien stammenden und in Frankreich ausgebildeten Eva-Nina Kozmus (25), einer jungen Flötistin, die Manz im Interview als noch etwas schüchterne Musikerin mit reizendem französischen Akzent präsentiert. Mit ihrem ersten Konzertprogramm wollte sie den heuer deutlich schwächelnden Frühling „einfach herbeispielen“, in der Hauptsache mit duftig eleganter Kammermusik aus der französischen und deutschen Romantik: Ravels „Introduction et Allegro“ für ein siebenköpfiges Ensemble, aus dem die wunderbaren Harfentöne von Lisa-Maria Hilti hervorstechen, Lili Boulangers lautmalerischer „Frühlingsmorgen“ oder Max Bruchs unterhaltsame kleine Trios.
Diese sehr geschmackvolle, wenn auch nicht auf Popularität ausgerichtete Auswahl wird mit dieser hochmotivierten Truppe in einem fein aufeinander abgestimmten, sehr intensiven Zusammenspiel musiziert, das innerhalb nur ganz weniger Tage gemeinsam vor Ort erarbeitet wurde. Nur ein Stück stammt aus der Ohrwurm-Schublade, Griegs „Peer-Gynt-Suite“, und die ist wiederum etwas ganz Spezielles und in dieser Form sogar eine Weltpremiere. Sebastian Manz hat das Wunschkonzert-Stück von der original großen Orchesterbesetzung gekonnt auf neun Musiker reduziert, ohne dass es je nach billiger Salonmusik geklungen hätte oder wichtige Details verloren gegangen wären. Danach folgt noch, als gewichtigstes Werk des Abends, ein Trio von Carl Maria von Weber samt „Freischütz“-Anklängen, mit Gelegenheit für die Intendantin, ihre wunderbare Flötenkunst in tonlichen und technischen Finessen mit dem ihr eigenen Charme zu entfalten. Ein übermütiger Tango von Piazzolla als Zugabe gibt einen Vorgeschmack auf Sonntag.
Weitere alpenarte-Konzerte, Angelika-Kauffmann-Saal, Schwarzenberg: 11. Mai, 17 Uhr: „Le Chat Noir“ – Der schwarze Kater;
12. Mai, 17 Uhr: „Freakshow“