Höchst willkommener Lichtblick

Francesca Harper veredelte mit einer Uraufführung das Festival Bregenzer Frühling.
Bregenz William Forsythe ist jedem Ballettfreund ein Begriff und das Publikum des Festivals Bregenzer Frühling dürfte sich noch sehr gut daran erinnern, dass der Tänzer und Choreograf aus New York einst mit seinem Frankfurter Ensemble, das er mehrere Jahre leitete und an die europäische Spitze führte, im Festspielhaus zu Gast war. Zu seiner Company zählte auch Francesca Harper. Die amerikanische Tänzerin, Schauspielerin und Sängerin hat mehrere Jahre mit Forsythe gearbeitet, ist mittlerweile auch als Choreografin tätig, realisiert eigene Projekte und konnte von Jutta Dieing, die seit einigen Jahren das Programm des Festivals der Stadt Bregenz verantwortet, für eine neue Produktion gewonnen werden.
Den Raum bewältigt
„Unapologetic Body“ (Ein sich nicht verteidigender Körper) wurde am Freitagabend im Kunsthaus Bregenz uraufgeführt, in der Institution, mit der die Festivalleitung schon im Vorjahr zusammenarbeitete. Es ist ein sehr persönliches Stück, in dem Harper in subtiler Sprache, völlig frei von Pathos und in einer angenehm distanzierten, fast kühlen Atmosphäre von einer Selbstfindung, von einer behutsamen Befreiung aus Zwängen, von Abschieden und Neuanfängen erzählt. Dass die Einbeziehung der sexuell konnotierten Bilderserie der Schweizer Künstlerin Miriam Cahn an den Wänden eher eine Behauptung bleibt, wird absolut nebensächlich, bei einer derart klugen Berücksichtigung der Architektur. Es stellt einen willkommenen Lichtblick dar, wie Francesca Harper mit Eriko Iisaku und Josh Johnson, die als Tänzer und als Choreografie-Assistenten fungieren, diesen für die darstellende Kunst schwierigen Raum bewältigt. Dass niemand daran gedacht hatte, das Publikum so zu positionieren, dass der Blick auf das zentrale Podium besser möglich wird, geht schließlich nicht auf das Konto der Künstler.
Von den Projektionen auf dem milchigen Glas und dem Beton, von den harten Beats bis zu den weichen Tönen, vom tänzerischen Vokabular, vom Einsatz des Lichts und den skulpturhaften Elementen bis hin zu den Verweisen darauf, dass sich Francesca Harper mit ihrer dunklen Hautfarbe in der Welt des Balletts erst einmal durchsetzen musste, ist alles mit einer derart zarten und zugleich bestimmten Schrift gezeichnet, dass das Projekt eine enorme Anziehungskraft entwickelt. Francesca Harper und ihr Team schaffen es zudem, das Publikum auf eine leise Art direkt anzusprechen. Wunderbar, da wird auf die eigentliche Kraft der Kunst vertraut. Viel Applaus für eine besondere Aufführung, die in der KUB-Chronik mit einem Stern zu versehen ist.
Nächste Aufführung: 18. Mai, 20 Uhr, Kunsthaus Bregenz. 19. Mai, 10.30 Uhr, Performance am Symphonikerplatz, Natalie Fend, Florian Willeitner: bregenzerfruehling.com